30.01.1648 – der spanisch-niederländische Frieden

Eine Frage der Perspektive! Wahrscheinlich kann man für jeden beliebigen Tag auf der „Wanderung durch die Geschichte“ gute und schlechte Ereignisse finden, einen positiven und einen negativen Blickwinkel einnehmen. Trotzdem berühren mich die Geschichten, die ich zum heutigen Tag gefunden habe, gerade etwas stärker – gerade unter dem Aspekt „Grundrechtsgedanken“. Es ist eine sujektive Auswahl – denn vermutlich hätte ich noch viele andere Ereignisse und Geschichten finden können.

Auf den ersten Blick überwiegt der traurige, negative Teil. Denn am 30.01.1933 ergreift Hitler die Macht, am 30.01.1943 werden die Geschwister Scholl vom Hausmeister der Münchener Universität verraten und am 30.01.1948 stirbt Gandhi.

Aber ich kann auch anders auf diesen Tag blicken: am 30.01.1648 endet – nach 80 Jahren – der spanisch-niederländische Krieg mit einem Friedensvertrag. Diese Zeit ist für viele von uns vermutlich mit Schillers „Don Carlos“ und Goethes „Egmont“ verbunden, so können wir auch heute mit den Namen Graf von Egmond, Graf von Hoorn, Herzog von Alba und Don Carlos „etwas anfangen“. Mit dem Friedensvertrag vom 30.01.1648 entstehen schließlich die Niederlande und die durchaus „dunkle Zeit“ des 30jährigen Krieges endet im selben Jahr mit dem Westfälischen Frieden.
Auch später kommen dunkle Zeiten und in einer solchen dunklen Zeit werden die Geschwister Scholl tätig. Ihren Mut müssen Sophie und Hans Scholl mit ihrem Leben bezahlen, ihre Geschichte ist jedoch unvergessen – auch heute wird sie noch erzählt und gelesen. Auch Gandhi hat positive Spuren im Leben der Menschen hinterlassen.
Insofern kann ich – positiv – zusammenfassen: ja, es gibt immer wieder dunkle Zeiten, aber es gibt auch immer wieder Menschen, die für andere Menschen eintreten und denen es nicht egal ist, wie unsere Welt und unser Leben aussehen. Ein gutes Fazit für den 30.01.!

29.01.1866 – Romain Rolland wird geboren

Zu allen Zeiten gibt es Menschen, die sich kritisch mit dem Thema „Krieg“ auseinandersetzen. Romain Rolland, der am 29.01.1866 geboren wurde, gehört zu diesen Menschen.

Als unbekannter Student schreibt er 1887 einen Brief an den „großen Schriftsteller“ Tolstoi – und Tolstoi antwortet ihm. Es ist eine Antwort, die in vielerlei Hinsicht bedeutend ist – sowohl der Inhalt (Liebe zur Menschheit) als auch die Haltung (Antwort an einen Unbekannten) beeindrucken und beeinflussen Rolland.

Als der erste Weltkrieg ausbricht befindet Rolland sich in der Schweiz und er beschließt, dort zu bleiben. Aus der Schweiz heraus kritisiert er mit Artikeln die Kriegspolitik Frankreichs und Deutschlands, schon vor dem ersten Weltkrieg hat er mit „Jean Christophe“ ein Werk veröffentlicht, das die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ in Frage stellt. Begeistert werden seine kritischen Anmerkungen in Frankreich und Deutschland nicht aufgenommen (soweit man sie überhaupt wahrnimmt), aber letztlich verleiht man ihm für das Jahr 1915 den Nobelpreis für Literatur.

Warum mir dies wichtig ist? Rolland ist für seine Meinung eingetreten. Er hat mit seinen Werken und Artikeln die Menschen sicherlich verstört, aber ganz bestimmt hat er auch bei manchen Menschen Gedanken in Bewegung gebracht. Und viele seiner Worte sind auch heute noch richtig.

28.01.1573 – der Vorhang öffnet sich für die Religionsfreiheit

Ja, es stimmt – am 28.01.1573 wurde in Polen – als „Folge“ der Bartholomäusnacht – tatsächlich die Religionsfreiheit eingeführt. Das Dokument, das diesen Passus enthält, wurde 2003 sogar von der Unesco in das Weltkulturerbe aufgenommen.

Erstaunlich – nämlich erstaunlich wichtig – ist aber auch die Folge dieser Entscheidung: diese Freiheit war für viele attraktiv und trug zur Entwicklung von Wissenschaft, Kunst und Buchdruck bei.

Eine mutige und weitblickende Entscheidung in der damaligen Zeit, die von anderen Staaten in Europa so nicht übernommen wurde – eine Entscheidung für die Freiheit und für eine positive Entwicklung. Was können wir aus diesem Blickwinkel für unsere Fragen lernen?

Grundrechtsgedanken …..

Es ist eine merkwürdige Zeit, in der wir gerade leben – aber vermutlich haben Menschen zu allen Zeiten ihre eigene Zeit als merkwürdig betrachtet.

Wir haben in Deutschland und Europa viele Jahre des Friedens verbracht – aber das Thema Krieg ist mit dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine „näher“ gerückt. Wir erinnern uns – in Museen, Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen – an die Schrecken der beiden Weltkriege und doch bin ich nicht sicher, ob wir heute wirklich klüger handeln. Wir haben ein Grundgesetz und eine europäische Menschenrechtscharta, aber haben diese Rechte wirklich noch den Wert, den sie vor 10 oder 20 Jahren hatten? Können wir uns heute wirklich noch auf unsere Grundrechte – insbesondere auf Meinungsfreiheit und informationelle Selbstbestimmung – berufen?

Das sind Fragen, die mich in den letzten anderthalb Jahren immer wieder beschäftigt haben. Hier möchte ich über diese Fragen nachdenken – und dabei auch ein paar historische „Funde“ einbeziehen.