Der Monat August zog dahin. Ich las meine Bücher über das Sterben und die palliative Medizin. Immer mal wieder weinte ich, wenn ich allein war – nur der Bürocomputer war der Zeuge meiner Tränen. Es war dieses Wissen, daß der Abschied naht – ohne zu wissen wann und wie.
Es war nicht alles schlecht in dieser Zeit. Im Gegenteil! Aber es war auch keine einfache Zeit. Täglich wurde meine Mutter ein bißchen schwächer, mit jedem Tag nahmen ihren Möglichkeiten ab. Zu Pfingsten waren wir noch von der Düsseldorfer Innenstadt nach Kaiserswerth gewandert – eine wunderschöne Strecke am Rhein entlang. Im August war an so etwas nicht mehr zu denken. Wir machten einen Spaziergang Richtung Neviges, den wir nach der Hälfte (am Bahnhof Rosenhügel) abgebrochen haben, weil es ihr zuviel wurde.
Es war auch die Zeit kurz vor der Bundestagswahl. Wählen war meiner Mutter immer sehr wichtig. Meistens sind wir gemeinsam zum Wahllokal gegangen. Aber in diesem Jahr? Was, wenn sie vor der Wahl sterben würde? Es mag unsinnig anmuten, daß ich in der Situation über solche Fragen nachgedacht habe. Aber vor einem Jahr war mir das wichtig – unglaublich wichtig. Natürlich haben wir dann Briefwahlunterlagen beantragt.
Ende August zeigten sich auch neue Beschwerden. Der rechte Arm fing an anzuschwellen, der Beginn eines Lymphödems. Mit ein paar Übungen ließ sich dies sogar in den Griff bekommen und so habe ich dann ganz kurzfristig beschlossen, zur Netzpolitikkonferenz in Berlin zu fahren (am 01.09.2017).
Es war eine Zeit, in der das Wegesende zwar schon erkennbar war, die Bewegung dahin aber so langsam war, daß man sie kaum wahrnehmen konnte. Eine Zeit des schleichenden Verfalls. Und damit auch eine Zeit, mich auf das vorzubereiten, was da noch kommen würde……