Dieses Buch habe ich am 26. Januar ernsthaft angefangen zu lesen und am 29. Januar hatte ich es schon durchgelesen – ganz klar, ich mochte (und mag) es sehr. Ich habe es zunächst einfach nur gelesen, weil ich die Vorschläge des Twitter-Accounts Neglected Books immer sehr spannend finde und es dazu am 31. Januar sogar eine Livediskussion geben sollte (die leider abgesagt wurde). Interessanterweise spricht das Buch mehrere Themen an, die mich in den letzten Jahren auch immer wieder beschäftigt haben – deswegen schreibe ich ein paar Zeilen zu diesem Buch.
Bis zum Lesen dieses Buchs war mir das „Leiterspiel“ (in der englischen Sprache „Snakes and Ladders“) völlig unbekannt. In der Zwischenzeit habe ich es einmal online gegen einen Computer gespielt (und erstaunlicherweise gewonnen). Das Spiel hat viel mit Glück oder Unglück zu tun und genau das paßt auch sehr gut zu der Geschichte von Langley Moore. Lucy und Daisy sind im Prinzip die wichtigsten Personen der Geschichte. Lucy und später auch Daisy arbeiten beide für eine Theatergesellschaft, die mit wenigen Stücken von England aus eine Welttournee durchführt – mit Auftritten in Australien, Asien und schließlich Anfang 1919 in Ägypten. Die Stücke sind in Ägypten nicht so sonderlich erfolgreich und die Tour endet dort. Lucy möchte zurück nach England, Daisy möchte bei ihrer neuen Eroberung, dem Geschäftsführer eines Theaters, Siegfried Mosenthal bleiben. Dummerweise wird Lucy schwer krank. Daisy kümmert sich zunächst um sie, doch nach und nach werden ihre eigenen Interessen (nicht allein in Ägypten zu bleiben) größer und sie nimmt großen Einfluß auf das Leben ihrer „Freundin“ Lucy. Lucy bleibt glücklos. Die einzelnen Ereignisse will ich hier gar nicht erzählen. Aber während Lucy immer mehr verarmt, vereinsamt und absteigt, achtet Daisy immer mehr auf sich, ihr Äußeres und ihre Stellung. Kann man in dieser Konstellation überhaupt noch von Freundschaft reden?
Für mich war das Buch vor allem eine Geschichte über eine vermeintliche Freundschaft, die unter der Behauptung des „ich meine es ja nur gut mit Dir“ und „ich weiß besser, was für Dich gut ist“ dem anderen Menschen tatsächlich Schaden zufügt. Es ist für mich erstaunlich, dass Lucy nie aufgibt. Immer irgendwie weitermacht, obwohl sie immer einsamer wird. Und ja, sie wird vom Schicksal belohnt. Für Lucy hat mich das gefreut – realistisch fand ich das Happy End allerdings nicht unbedingt….. (das ist auch der einzige Kritikpunkt). Die Figuren von Lucy und Daisy fand ich sehr faszinierend – gerade in ihrer großen Unterschiedlichkeit, mit Themen und Menschen umzugehen.
Es gab mehrere Stellen im Buch, die mich persönlich sehr angesprochen (vielleicht sollte ich besser sagen „getroffen“) haben – besonders jedoch folgende Stelle: Im 12. Kapitel besucht Lucy ein Café und berichtet von einem dort auftretenden Sänger. In diesem Zusammenhang sagt sie etwas über den Sänger, das mich sehr berührt und für mich sehr passt: „He had become the symbol of yearning loneliness, the visible representative of all the unbeautiful, unwanted members of the human race.“ Selten haben Worte so gut zu meinem Leben gepaßt wie „unbeautiful, unwanted“. Der Text geht weiter mit „Here he was, vainly, absurdly, endeavouring to console himself, to hide the bitter wounds that would never, never be healed.“ Ja, aus vollem Herzen ja!
Was an dem Buch auch schön war: ein kurzer Einblick in eine sehr internationale Zeit – die vielen Menschen, die ab 1919 in Kairo und Alexandria waren, die vielen Sprachen, die gesprochen wurden – das alles ist ein Reichtum, der vermutlich so dort nicht mehr existiert. Während des Lesens wäre ich gerne dort gewesen – die Schilderungen (auch der wenigen Ausflüge) waren faszinierend.
Ein Gedanke zu „Doris Langley Moore: A Game of Snakes and Ladders“