2. Dezember – Wilde Schwäne

Vor knapp 10 Jahren habe ich das Buch „Wilde Schwäne“ von Jung Chang schon einmal gelesen. Einerseits hatte ich es als „gutes Buch“ in Erinnerung behalten, andererseits konnte ich mich an die konkrete Geschichte nicht mehr wirklich erinnern. Ein guter Grund, das Buch dieses Jahr noch einmal zu lesen, als es mir von ein paar Wochen beim Aufräumen in die Hände fiel.

Auf den ersten Blick erzählt „Wilde Schwäne“ die Geschichte einer Familie in China. Drei Frauen prägen die Geschichte dieser Familie – die Großmutter, die noch während der Kaiserzeit zur Welt gekommen ist und mit 15 Jahren (eingefädelt durch ihren Vater) die Konkubine eines Generals wird, die aus dieser Beziehung stammende Mutter, die sich den Kommunisten anschließt und schließlich die 1952 geborene Autorin selbst. Das Buch erzählt nicht nur eine Geschichte, es ist gleichzeitig eine Reise durch die Geschichte Chinas von 1909 bis 1978 – ein spannendes aber mir bisher wenig bekanntes Gebiet.

Auf den zweiten Blick (und das wurde mir beim zweiten Lesen erst richtig klar) erzählt das Buch eine Geschichte über menschliche Abgründe und über das (systematische) Ausnutzen menschlicher Schwächen und Fehler. Die gnadenlose Pflicht zur „Selbstkritik“, die oft eher in „Verrat“ umschlägt und die Angst der Menschen vor den negativen Folgen einer Handlung oder auch nur eines guten Wortes, hat mich bedrückt. Kann man in einer solchen Umgebung seinen eigenen Prinzipien treu bleiben? Kann man seelisch und körperlich überleben? Oder wird man irgendwann selbst zum Verräter – wenn nicht an anderen, dann doch an sich selbst? Es sind wichtige Fragen, die ich aus diesem Buch für mich mitnehme – Fragen, die mich sicherlich auch noch eine längere Zeit bewegen und beschäftigen werden. Deshalb ist das Buch „Wilde Schwäne“ ein Buch, das mich in diesem Jahr bewegt hat.

1. Dezember – Lenas Tagebuch

1. Dezember 2014
Kalt ist es heute am frühen Morgen. Ich bin froh, daß ich meine Handschuhe eingesteckt habe und auch nicht lange auf den (warmen) Bus warten muß. Ich bin aber auch ziemlich früh unterwegs. Schon um 5.30 Uhr bin ich an der Bushaltestelle. Eine für mich ungewöhnlich frühe Zeit – so früh, daß ich nicht einmal an ein Frühstück denken mag.

1. Dezember 1941
„Heute bin ich satt.“ schreibt die 17jährige Lena Muchina in ihr Tagebuch. Am 22. Mai 1941 hat sie ihr Tagebuch begonnen. Die Einträge aus den ersten Wochen schildern das völlig normale Leben einer 16jährigen. Es geht um Schule und Schulnoten, Freundschaft und Verliebtsein. Aber am 22. Juni 1941 ändert sich Lenas Leben drastisch. Deutschland überfällt an diesem Tag Russland und Lenas Berichte über ihr Leben in Leningrad greifen auch dieses Thema sofort auf. Anfänglich schildert sie vor allem die vielen Fliegeralarme, die Nachrichten und auch ihren Arbeitsdienst außerhalb von Leningrad. Aber mit dem beginnenden Herbst wird die Versorgungslage in Leningrad immer schwieriger und das Thema „Essen“ beziehungsweise „Hunger“ nimmt mehr und mehr Raum ein. An ihrem Geburtstag am 21. November 1941 fragt Lena „Wann werden wir wieder satt sein?“

1. Dezember 2014
Lenas Satz „Heute bin ich satt“ bewegt mich. Es ist ein Satz, den ich „so“ noch nie in meinem Leben geschrieben habe und mit diesem Gedanken verbinde ich viel Dankbarkeit. Wenn ich an „satt“ denke, dann eher an „pappsatt“ oder „ich habe das satt“ – aber nicht an das elementare und bohrende Gefühl von Hunger. Und dabei ist Lenas Eintrag vom 1. Dezember 1941 eigentlich erst der Anfang einer langen Leidenszeit – für die Leningrader Bevölkerung und eben auch für Lena und ihre Familie. Lenas Bericht ist ein Zeugnis dieser Zeit aus einer belagerten Stadt, geprägt von Hunger und Not, von Tod und Trauer, aber auch vom Überlebenswillen und gegenseitiger Unterstützung.

Lenas Tagebuch von Lena Muchina habe ich vor ein paar Tagen eher zufällig in einer Frankfurter Bahnhofsbuchhandlung entdeckt und sofort gelesen – für mich ein guter Fund und definitiv ein Buch, das mich in diesem Jahr bewegt hat!

Adventskalender 2014

Eigentlich wollte ich dieses Jahr in diesem Blog über die vielen Bücher berichten, die ich im Laufe eines Jahres lese. Irgendwie kam es anders. Ich habe zwar viele Bücher gelesen, aber ich bin nur selten dazu gekommen, über diese Bücher zu berichten. Als ich vor ein paar Tagen überlegte, ob ich dieses Jahr wieder einen „Adventskalender“ mache und – wenn ja – mit welchem Thema, da erinnerte mich an dieses Vorhaben. Deshalb werde ich im Advent 24 Bücher mit Ihnen/Euch teilen, die mich in diesem Jahr bewegt haben. Manche Bücher sind „neu“, manche habe ich aber auch wiederentdeckt, neu gelesen, anders gelesen. Manche Büchern haben mich motiviert und mir zu neuen Einblicken und Ideen verholfen, manche waren Grundlage für gute Gespräche, andere haben mich betroffen und traurig gemacht. All das gehört für mich – wie das Lesen selbst – zum Winter und zur Adventszeit. Und jetzt frage ich mich gespannt, ob sich jemand dafür interessieren wird (und natürlich auch – wie jedes Jahr: ob ich es „schaffen“ werde, 24 Beiträge zu schreiben).

N wie Nußknacker

Zur Adventszeit gehören Nüsse – Walnüsse, Haselnüsse, Paranüsse und natürlich auch ein Nußknacker. Zugegeben, ich bin eher selten in der Lage eine Nuß so zu knacken, daß sie „hinterher“ wirklich schön aussieht. Entweder ich bekomme die Schale erst gar nicht auf oder alles zerspringt in tausend Teile. Irgendwie habe ich bisher noch nicht den „perfekten“ Nußknacker gefunden. Wer weiß, vielleicht liegt es ja auch daran, daß mein Nußknacker genauso wie der Nußknacker von E.T.A. Hoffmann ein geheimes nächtliches Leben führt und tagsüber einfach müde ist. Und die Advents- und Weihnachtszeit ist ja gerade die Zeit, wo die merkwürdigsten Dinge passieren können. Natürlich könnte mich jetzt einfach mal an einem Abend auf die Lauer legen und neugierig beobachten, was sich so tut. Aber entschwindet nicht der Zauber der Vorstellung, wenn man zuviel weiß? Ist die phantastische Möglichkeit nicht manchmal schöner als das Wissen? Lieber werde ich also mein Buch von E.T.A. Hoffmann zur Hand nehmen und die wunderschöne Geschichte von Nußknacker und Mausekönig noch einmal lesen und mich ganz dem Zauber der Geschichte und den unbegrenzten Möglichkeiten der Phantasie hingeben.

In diesem Sinne wünsche ich Euch/Ihnen eine phantastische und phantasievolle Zeit!

14.12.2012

Der heutige Tag ist „merkwürdig“ – irgendwie ein Tag mit dem Motto „einerseits – andererseits“. Einerseits freue ich mich schon seit Wochen auf ein Treffen heute Abend (mit meiner Lerngruppe aus der Mediationsweiterbildung), andererseits habe ich kaum die Zeit, mich darauf irgendwie vorzubereiten. Einerseits bin ich froh, daß es nicht schneit, andererseits könnte der einsetzende Regen zu Glatteis führen. Einerseits müßte ich dringend ein paar Angelegenheiten fertig machen, andererseits möchte ich rechtzeitig zu dem Treffen fahren ……. die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ja, und was mache ich jetzt damit? Ja, gute Frage – etwas ratlos sitze ich vor meinem Computer,  schreibe den Beitrag für heute und weiß eigentlich nicht, was ich gerade will. Es liegt an mir – das ist mir klar, aber das macht es nicht einfacher.

Kennen Sie/kennt Ihr das? Und wenn ja: was machen Sie/macht Ihr in solchen Momenten?

05.12.2012

Der heutige Tag steht für mich unter dem Zeichen der Vorfreude! Vorfreude auf ein nettes Treffen auf dem Weihnachtsmarkt in Düsseldorf, ein gutes Glas Glühwein (oder auch Feuerzangenbowle) und nette Gespräche in weihnachtlich-winterlicher Atmosphäre.
Manchmal geht mir in der emsigen (und teilweise sogar hektischen) Zeit vor dem Jahresende der Gedanke der „Vorfreude“ ein bißchen verloren. Aber gerade die Vorfreude steckt doch ganz wesentlich in der Adventszeit drin – denn was ist „Ankunft“ ohne Freude auf die Ankunft?
Glücklicherweise braucht Vorfreude keine lauten Äußerungen und Ankündigungen, sie ist einfach da (wenn sie denn da ist). Und so hat mich heute dieses Gefühl der Vorfreude begleitet und irgendwie „getragen“.
Und ja, auf morgen freue ich mich auch und auf viele andere Tage in diesem Monat. Vielleicht wird nicht jeder diese Tage so schön, wie ich ihn mir erhoffe und vorstelle, aber jeder dieser Tage wird ganz bestimmt eine schöne Seite haben und darauf bin ich jetzt schon gespannt!

Worauf freuen Sie sich/freut Ihr Euch?

19.12.2011

Kennen Sie das „Prinzip der Serendipität“ – auch als Glücksfund bezeichnet? Eigentlich ein schöner Gedanke! Sie finden ohne zu suchen oder gar während Sie etwas völlig anderes suchen. Eigentlich brauchen Sie nur etwas Zeit, Geduld und Offenheit – und plötzlich finden Sie. Mir ging es heute so mit einem Geschenk. Auf dem Weg zu einem Twittertreffen auf dem Weihnachtsmarkt war ich ein bißchen früher in Barmen und schlenderte durch die Innenstadt. Weil ich noch Zeit ging ich in ein Geschäft und dort fand ich ein schönes Geschenk, auf das ist sonst gar nicht gekommen wäre. Ein wahrer Glücksfund, der mir und der Empfängerin hoffentlich viel Freude bereiten wird. Damit auch Sie mit diesem Prinzip viel Freude haben, möchte ich mit Ihnen die Geschichte teilen, die diesem Prinzip zugrundeliegt – die Geschichte der Prinzen von Serendip. Für die nächsten Tage wünsche ich Ihnen noch viele Glücksfunde – sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich!

17.12.2011

Heute werde ich den größten Teil des Tages unterwegs sein. Daher „muß“ ich meinen Eintrag für den Adentskalender diesmal sehr früh schreiben – geradezu erstaunlich früh. Als erstes werde ich heute einen Weihnachtsbaum besorgen. Darauf freue ich mich schon, denn der Weihnachtsbaum ist für mich das sichtbare Zeichen, daß Weihnachten „vor der Tür“ steht. Geschmückt wird er allerdings erst nächste Woche. Das führt mich zu der spannenden Frage: wer entscheidet bei Ihnen, wie der Baum geschmückt wird? Folgen Sie bestimmten Traditionen oder entscheiden Sie jedes Jahr neu?

Geschmack ist ja immer eine „heikle“ Angelegenheit – das ist auch beim Tannenbaumschmücken nicht anders. Angefangen bei der Farbe der Kugeln oder Schleifen, über die Frage Lametta ja oder nein, bis zu der Frage der Tannenbaumspitze. Nichts ist in diesem Bereich einfach. Und nun? Was machen Sie, wenn sie zwei völlig unterschiedliche Vorstellungen haben, wie der Baum geschmückt werden soll? Da gibt es nun viele Möglichkeiten – zum Beispiel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

– sie schmücken zwei Bäume

– sie schmücken den Baum jeweils zur Hälfte

– sie vereinbaren, wer dieses Jahr und wer nächstes Jahr den Baum schmückt

– sie schmücken gemeinsam

– sie vereinbaren, was Ihnen besonders „mißfällt“ und lassen dies weg

Wahrscheinlich werden Sie mit einer gemeinsam erarbeiteten Vorgehensweise ein schöneres Weihnachtsfest haben als mit zwei unterschiedlich geschmückten Bäumen. Natürlich ist es mühsam und zeitaufreibend, auch noch darüber zu sprechen. Aber das Ergebnis könnte vielleicht der schönste Weihnachtsbaum seit Ihren Kinderzeiten sein …..

16.12.2011

Die Weihnachtszeit ist für mich auch die Zeit der kleinen Geschichten und Geschenke. Während meiner Schulzeit hatten wir jedes Jahr „Weihnachtswichteln“. Es war einerseits spannend, andererseits oft enttäuschend. Trotzdem sind es gerade die kleinen Geschenke und Geschichten, die die Advents- und Weihnachtszeit auch überraschend schön machen können. Welche kleinen Überraschungen sind Ihnen dieses Jahr wiederfahren? Und wen haben Sie dieses Jahr schon überrascht?

Für heute möchte ich eine zauberhafte Geschichte mit Ihnen teilen – „Das Geschenk der Weisen“ von O’Henry. Ich wünsche Ihnen „wahre Weisheit“ bei der Auswahl Ihrer Geschenke!

13.12.2011

In vielen traditionellen Weihnachtsliedern „loben“ und „danken“ wir. Das ist manchmal schnell gesungen, aber doch viel weniger leicht im Alltag gesagt. Gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit haben wir alle viel zu tun. Berufliche Termine, Treffen mit Familie, Freunden und Bekannten, Einkäufe, Vorbereitungen zuhause – es kann für uns alle eine betriebsame und manchmal hektische Zeit sein. Haben Sie das Gefühl, daß Ihre Mitmenschen noch wahrnehmen, was Sie alles vollbringen? Hoffentlich ja, aber oft wohl nein. Aber: wie sieht es denn mit Ihnen aus? Wann haben Sie Ihre Mitmenschen gelobt und sich bei Ihnen bedankt? Eine fröhliche Advents- und Weihnachtszeit kann schon da beginnen, wo wir auch vermeintliche Kleinigkeiten sehen, sie loben und uns dafür bedanken. Mit jedem Lob und jedem Dank fühlen wir uns besser – egal ob wir Lob und Dank aussprechen oder selber empfangen. Probieren Sie es aus – es ist den Versuch wert!