Ende Mai 1832: das Hambacher Fest

Ich hatte es kurz auf Bluesky gepostet, für einen Blogbeitrag reichte die Zeit einfach nicht, aber: vom 27. Mai 1832 bis zum 30. Mai 1832 fand das Hambacher Fest statt. Circa 20.000 bis 30.000 Teilnehmern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen kamen auf dem Hambacher Schloßberg zusammen, um für ein geeintes Deutschland, politische Grundrechte und ein solidarisch verbundenes Europa einzutreten. Das sind Forderungen, die auch heute noch gut klingen.

Beim Hambacher Fest sind einige Aspekte bemerkenswert: zum einen, dass es sich um ein Fest gehandelt hat. Durch dieses „Format“ konnte die Veranstaltung stattfinden, eine „Demonstration“ hätten die Behörden nicht zugelassen. Einen kurzen Überblick über die Ausgangssituation bekommt man in diesem Video – sowohl zum Hintergrund als auch zum „Fest“ selbst. Zum Fest waren erstmals auch Frauen eingeladen, den Hintergrund der Einladung und den Text kann man übrigens hier nachlesen. Interessant ist auch, dass es einen Versuch gab, das Fest zu verbieten – dagegen regte sich jedoch so massiver Widerstand, dass das Verbot zurückgenommen werden mußte.
Die Teilnehmenden zogen vom Ort Hambach (in der Nähe von Neustadt an der Weinstraße) den Berg hoch zur Schloßruine. Viele tragen Kokarden oder Fahnen in den Farben schwarz rot gold, es ist im Prinzip die „Geburtsstunde“ dieser uns ja gut bekannten Farbkombination.
Spannend sind auch die im Rahmen des Festes angesprochenen Forderungen: es geht um bürgerliche Freiheiten und europäische Solidarität. Im verlinkten Video ist – richtigerweise – die Sprache von Patriotismus – jede*r soll das eigene Land lieben (in Abgrenzung von Nationalismus). Es ist daher wenig erstaunlich, dass auch Teilnehmer*innen aus Polen und Frankreich teilnehmen.
Was auch spannend ist: das „Marketing“ rund um das Fest! So werden die Reden als Buch veröffentlicht, man kann aber auch Erinnerungstücher kaufen!

Tatsächlich zeigt das Hambacher Fest den Mut der Menschen, sich für Grundrechte und bestimmte Werte einzusetzen, damit ist es auch eine Inspirationsquelle – gerade auch in der heutigen Zeit!

Weitere beachtenswerte Links:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/vormaerz-und-revolution/der-deutsche-bund/das-hambacher-fest-1832
https://hambacher-schloss.de/entdecken/hambacher-fest/
https://www.lpb.rlp.de/fileadmin/download_neu/Landesgeschichte/Hambach_1832.pdf

Wie haltet Ihr es mit der News-Life-Balance?

In den letzten Jahren habe ich ziemlich häufig Beiträge zum Thema Work-Life-Balance gesehen beziehungsweise gelesen. Den Gedanken, ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu haben, finde ich wichtig. Aufgrund meiner persönlichen Umstände war das für mich aber nur selten ein Problem und dafür bin ich dankbar.

Ganz anders war dann am Anfang der Pandemie die Frage, wie man – also konkret ich – mit diesem Thema umgeht. Also aus meiner Sicht, was ich mache, damit es mir gut geht. Im März 2020 habe ich dazu einen Blogbeitrag geschrieben. Das, was ich in dem Blogbeitrag aufgeschrieben habe, hat mich tatsächlich gut durch diese Zeit gebracht – das allermeiste mache ich noch heute so.

Was ich aber in den letzten Monaten verstärkt gemerkt habe – mir machen die „Nachrichten“ zu schaffen. Es gibt im Moment soviel Schwieriges und Negatives in den Nachrichten, dass ich das manchmal kaum aushalten kann. Das ist für mich persönlich insofern irritierend, als ich eigentlich gerne Nachrichten schaue (auch wenn ich weiß dass es meistens eher negative Dinge sind, die dort berichtet werden) und ich vor allem auch informiert sein möchte. An manchen Stellen hat mich vor allem die Sprache beziehungsweise die verharmlosende Übernahme von Begriffen („Bürokratieabbau“ für DOGE in den USA) und auch der allzu freundliche Umgang mit Politiker*innen, die das Grundgesetz und den Rechtsstaat nicht schätzen, getroffen, irritiert und geärgert.
Talkshows schaue ich schon seit über einem Jahr nicht mehr, in diesem Jahr habe ich dann auch aufgehört, Fernsehnachrichten zu schauen. Ich habe festgestellt, dass ich Nachrichten „gesprochen“ viel schlechter aushalten kann als wenn ich sie lese. Das hängt sicherlich mit vielen unterschiedlichen Faktoren zusammen: beim Lesen kann ich einzelne Themen aussuchen, ich kann die Lektüre abbrechen, wenn ich auf „problematische“ Formulierungen und Gespräche stoße, ich kann die Menge „dosieren“ und ich kann Artikel oder Beiträge auch einfach überfliegen.

Vor ein paar Tagen stolperte ich auf LinkedIn über einen Beitrag zum Thema „News-Life-Balance“ von der Hamburg Open Online University. Das, was die HOOU in ihrem Beitrag beschreibt – „Manchmal erschlagen dich die Nachrichten? Damit bist du nicht allein. Viele Menschen fühlen sich durch die tägliche Informationsflut überfordert.“ – ist im Prinzip genau das, was ich beim Nachrichten schauen erlebe. Der Begriff „News-Life-Balance“ trifft es wirklich gut. Dabei ist es mit dem Beitrag auf LinkedIn nicht getan – zum einen gibt es dort drei konkrete Tipps, um mit Nachrichten besser umzugehen, die ich hier kurz zusammenfassen möchte:
(1) Behandle Dein Handy wie einen Hund. Also: nicht an den Esstisch, an die Couch oder ins Bett mitnehmen.
(2) Mentaler Ausgleich: Spaziergang machen, Blume anscheinen, in die Sonne setzen.
(3) Orientierung im Raum: drei Minuten vor den Nachrichten ruhig hinsetzen und im Raum umschauen.

Ich muß zugeben, (1) fällt mir schwer, (2) mache ich täglich und (3) scheidet aus, weil ich Nachrichtensendungen gar nicht mehr schaue.
Damit aber nicht genug: die HOOU hat in dem Beitrag auch einen Fragebogen verlinkt, mit dem man eigene weitere Ideen zum Umgang mit Nachrichten beziehungsweise Nachrichtenmüdigkeit angeben kann. Diesen Fragebogen findet man im LinkedIn-Beitrag.Der Fragebogen ist deswegen interessant, weil die HOOU ein Projekt „News-Life-Balance“ durchführen möchte – auf der Webseite wird dieses Projekt zwar schon angekündigt, weitere Informationen sind dort aber noch nicht zu finden. Das wird sich hoffentlich bald ändern.

Bis dahin wünsche ich Euch auf jeden Fall eine gute News-Life-Balance!

28.05.1918: Gründung der Republik Armenien

Ich habe noch ein paar Minuten, um dieses Fundstück „rechtzeitig“ in einen kurzen Blogbeitrag zu packen (ich bin – wie immer bei meinen Blogprojekten – spät dran…..). Als mir vorhin klar wurde, dass das Positive, Gute und Schöne der Demokratie und der damit verbundenen Themen, mein Blogprojekt für dieses Jahr wird, habe ich kurz gesucht, ob ich zum heutigen Tag (also zum 28.05.) etwas finde. Und ja: da ist etwas – die Gründung beziehungsweise Ausrufung der Republik Armenien. Die Republik bestand nicht lange. Über einen Teil der traurigen Geschichte Armeniens habe ich einen Roman gelesen (Franz Werfel: Die 40 Tage des Musa Dagh). 2022 habe ich das Buch auch in einem Blogbeitrag erwähnt. Aber die Geschichte hört damit glücklicherweise nicht auf. Denn: der 28. Mai wird auch heute noch als Feiertag gefeiert, nämlich als Tag der Republik.

Wann – also an welchem Tag – feiern wir eigentlich die Demokratie?

Das Blogprojekt für dieses Jahr ist gefunden…..!

Anfang des Jahres habe ich lange darüber nachgedacht, ob beziehungsweise welches „Blogprojekt“ oder „Thema“ ich für dieses Jahr auswählen möchte. Mein bisher erfolgreichstes Projekt – und zwar erfolgreich vor allem im Sinne des persönlichen Durchhaltens – waren die Assoziationen im Jahr 2022. Ich habe im Jahr 2022 tatsächlich jeden Tag (meistens am Abend) einen Blogbeitrag geschrieben. 2023 ist mein Versuch, das „Neue“ als Thema zu ergreifen, schnell im Sande verlaufen. Nicht etwa, weil das Thema uninteressant war oder weil ich zu wenig gefunden habe, sondern eher, weil die Umstände nicht wirklich paßten. Es war eine Zeit des Umbruchs – auch dadurch, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr beim damaligen Twitter (mittlerweile X) gepostet habe und bis Anfang Oktober praktisch ohne nennenswerte Social-Media-Möglichkeiten da stand. Es sollte irgendwie nicht sein – das Thema an sich finde ich aber immer noch wichtig und spannend.

Anfang Januar fiel mir dummerweise nichts ein, was als Projekt für dieses Jahr paßte. Ich habe sogar auf Bluesky nach Vorschlägen oder Ideen gefragt – ergebnislos. Aus dem Januar wurde der Februar, aus dem Februar wurde der März und so weiter – und vieles in der Welt wurde schwieriger. Allem voran natürlich die politische Lage in den USA, der noch immer noch beendete Krieg gegen die Ukraine, der Nahostkonflikt und natürlich nicht zuletzt die politische Situation in Deutschland. Alles keine Themen, die ermutigen oder sich als „Blogprojekt“ eignen.

Letzten Sonntag im Presseclub sagte ein Anrufer etwas Bemerkenswertes – sinngemäß stellte er die Frage, warum wir die Demokratie beziehungsweise das, was gut ist, nicht stärker feiern. Und ja, guter Punkt. Ich bin sehr gut darin, das Haar in der Suppe zu finden, Dinge auf Probleme oder Fehler abzuklopfen. Das Positive zu betonen fällt mir schwerer. Gleichzeitig ist es nicht so, dass es nicht auch positive Aspekte gibt. Außerdem ist das gemeinsame Feiern von Errungenschaften oder Jahrestagen etwas, das Menschen verbinden kann – gerade auch, wenn es um die Demokratie geht.

Es ist Ende Mai und ich habe damit mein „Blogprojekt“ gefunden: es geht um „….Demokratie und so…“. Ein weites Feld – und das ist gut so. Ich möchte auf das schauen, was mir gefällt, was ich an interessanten Jahrestagen oder Ereignissen finde, an spannenden Büchern oder auch an Veranstaltungen und Veranstaltungsformaten. Noch weiß ich nicht, wie weit ich damit komme. Auch nicht, wie oft ich schreiben werde. Gleichzeitig ist es ermutigend, dass ich heute – am 28.05.2025 – um 23:25 Uhr am Computer sitze und einen Blogbeitrag schreibe. In diesem Sinne: laßt uns die Demokratie und das, was mit ihr zu tun hat, feiern – hier und überall, wo sich Gutes oder Interessantes zeigt!

Leseplan für den Bluesky Buchclub – März 2025 – Richard Powers: Das grosse Spiel

Lieber Bluesky-Buchclub,

ab dem 1. März 2025 lesen wir gemeinsam das Buch „Das grosse Spiel“ von Richard Powers. Unter dem Hashtag #Buchclub diskutieren wir täglich über das Gelesene. Den Leseplan findet Ihr hier:
Bluesky Buchclub – Leseplan – Das grosse Spiel – März 2025!

Viel Spaß beim gemeinsamen Lesen und Diskutieren!

M wie mehr bloggen oder Möglichkeiten

Heute ist Mittwoch und zwar Mittwoch der 8. Januar. Meiner Absicht, in diesem Jahr mehr zu bloggen, bin ich bisher noch nicht nachgekommen. Dabei erscheint es mir im Moment sogar wichtiger als je zuvor (also nicht, dass ich persönlich blogge, sondern dass Menschen bloggen und sich in Blogs informieren können).

Irgendwann heute Nachmittag habe ich auf Bluesky einen Post von Hannes Leitlein gelesen, der auch folgenden Satz enthielt „Also: Gönnt euch zwischendurch was, uns allen steht das gute Leben zu.“. Gerade beim abendlichen Spaziergang (ja, den habe ich mir gegönnt) habe ich über diesen Satz nachgedacht und beschlossen, dass ich das als Aufhänger für einen kurzen Blogbeitrag nehme. Ich habe unterwegs darüber nachgedacht, was ich mir gönne und welche „Auswirkungen“ das auf meinen Alltag hat, was dadurch für mich „möglich“ wird. Dabei habe ich mich an zwei Dinge erinnert, die mir wichtig sind und die ich heute (in der neuen Kategorie „Tagesgedanken“) festhalten möchte: an ein Buch, das ich im April 2019 gelesen und an einen Blogbeitrag, den ich im März 2020 geschrieben habe.

Im April 2019 (genau an dem Tag, an dem meine Mutter Geburtstag gehabt hätte) habe ich einen Ausflug nach Düsseldorf gemacht. Ein langer Spaziergang am Rhein entlang mit Einkehr in einem Biergarten in Kaiserswerth und anschließendem Cafébesuch. Ich zelebriere diesen Tag immer besonders – als schöne Erinnerung an meine Mutter. An diesem Tag hatte ich ein Buch dabei, das mich einerseits irritiert, andererseits aber auch sehr inspiriert hat – nämlich „Machen – nicht denken“ von Richard Wiseman (eine Leseprobe gibt es hier). Ich weiß nicht, warum ich genau dieses Buch dabei hatte – ich mag solche Bücher eigentlich nicht besonders. Aber dieses Buch hatte einen Inhalt, der mich fasziniert hat und den ich sogar in die Praxis umgesetzt habe. Es ist tatsächlich der Teil, der in der Leseprobe steckt – die Geschichte rund um William James und das, was viele Jahr später aus seinen Erkenntnissen entstand. Im Prinzip ist es so, dass man sich selbst besser fühlt, wenn man lächelt – auch wenn einem gar nicht zum Lächeln ist. Ich habe das also ausprobiert und fand es erstaunlich, wie gut es mir damit ging – gerade auch in Zeiten, die ich persönlich als schwierig empfand.

Knapp ein Jahr später – während der Anfangszeit der Pandemie – taucht dieses „Lächeln“ als „freundlich lächeln und grüßen“ in meinem Blogbeitrag über die Dinge auf, die mir helfen, damit es mir gut geht. Eine kleine Sache mit großer Wirkung. Natürlich gibt es da noch viele andere Dinge, die ich in dem Blogbeitrag erwähnt habe und die mir auch jetzt helfen. Neugierig sein, lesen, Rezepte ausprobieren und für mich kochen und backen und natürlich auch, mir „all das“ gelegentlich von der Seele zu schreiben (nicht mehr unbedingt handschriftlich auf drei Seiten, aber doch irgendwie – zum Beispiel „hier“).

Es sind Möglichkeiten, die eigene Balance zu bewahren oder wieder herzustellen, den Ärger, die Sorge oder die Traurigkeit über die aktuelle Entwicklung beiseite zu schieben und nach vorne zu schauen. Christian Bangel schrieb heute auf Bluesky in einem Post, dass der Kampf (also der Kampf um die Demokratie) länger dauert und noch nicht verloren ist. Das stimmt und deshalb ist es wichtig, dass jede*r von uns einen Weg findet, sich so weit wie irgend möglich wohl zu fühlen, Positives zu sehen und zu erleben und Möglichkeiten wahrzunehmen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen einen ruhigen und schönen Abend mit guten Gedanken!

Und jetzt?

Vor ein paar Tagen hat das Jahr 2025 angefangen. Ich hänge in mancher Hinsicht noch im alten Jahr – nicht nur, weil ich nicht alles „abschließen“ konnte, was ich fertigbekommen wollte, sondern auch, weil meine Gedanken irgendwie noch nicht den Sprung in das neue Jahr geschafft haben. Umso schwerer fällt es mir gerade, darüber nachzudenken, was in diesem Jahr mein „Blogprojekt“ sein könnte.

Nichts ist einfach – das könnte auch eine Zusammenfassung für die aktuelle Zeit sein. Wenn ich auf die nächsten Wochen und Monate schaue, dann sehe ich einige Herausforderungen: wird unsere Demokratie Stand halten, werden wir weiter im Gespräch bleiben, werden wir gute Wege finden miteinander um das zu „streiten“, was eine gute Gesellschaft und Demokratie ausmacht? Das sind Themen, die mich persönlich bewegen und zu denen ich auch schon im letzten Jahr gelegentlich etwas gelesen habe oder Ausstellungen besucht habe. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere an den Thread zum Buch „Die Kunst der klugen Streitgespräche“ auf Bluesky oder meinen Besuch in der Ausstellung Streit oder in der Demokratie-Ausstellung in Bonn mit den 10 Muskeln, die für Demokratie wichtig sind. Alles gute Themen, die man (ok, konkreter: ich) vertiefen könnte. Ob ich damit etwas verändere? Vielleicht nicht. Aber was verändere ich positiv, wenn ich einfach gar nichts mache?

Was mir wichtig ist – gerade auch in schwierigen Zeiten – freundlich zu bleiben. Kurz vor Weihnachten habe ich ein Buch zu diesem Thema entdeckt, das mich bei diesem Thema ein bißchen begleiten wird: „Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein“ mit 95 einfachen Wegen. Die Zahl 95 (ich mußte natürlich an Martin Luther denken) hat mich fasziniert und vermutlich stark zum Buchkauf beigetragen (es ist nicht so, also ob ich nicht schon ziemlich viele Bücher zuhause hätte…….). Tatsächlich finde ich den Gedanken, durch „random acts of kindness“ etwas Freude oder etwas Positives in den Alltag zu bringen, sehr schön. Gerade gestern habe ich das noch „ausprobiert“. Bei meinem Spaziergang habe ich unbekannten Passanten einen guten Tag und ein frohes neues Jahr gewünscht (es war ja schließlich erst der 5. Januar). Die meisten haben darauf sogar reagiert und mir ebenfalls ein frohes neues Jahr gewünscht. Das fand ich in dem Moment schön – auch oder vielleicht gerade weil es ein flüchtiger Moment der Verbundenheit war. Insofern bin ich gespannt, was in dem Buch noch steht. Vielleicht wäre es sogar gut, die einzelnen Kapitel im Buch nicht auf einmal zu lesen – sondern die Wege nach und nach zu entdecken.

Was im letzten Jahr eher untergegangen ist und was ich selten nach außen getragen habe: welche Bücher ich lese und gut finde. Die digitale Leserunde rund um Middlemarch von George Eliot ab Anfang April hat mich begeistert – vor allem, weil ich dadurch ein Buch gelesen habe, das ich sonst vielleicht nicht oder nicht in diesem Moment gelesen hätte. Die Aufteilung des Buches in tägliche „Lesehäppchen“ hat für mich perfekt gepasst und ich hing (trotz anderweitiger Lektüren) nur selten hinterher. Etwas traurig war ich, dass die „Bücherbar“ eingestellt wurde. Die Idee, sich einmal pro Monat an einem Abend digital (also über Zoom) zu treffen und über Bücher zu diskutieren, dabei potentiell ein Buch „gemeinsam“ (also bis zum nächsten Treffen) zu lesen, um beim nächsten Treffen darüber zu diskutieren, fand ich sehr charmant. Dieses Konzept würde ich gerne in diesem Jahr aufgreifen – es muß nicht genau „so“ sein – und eine Art digitale Lese- oder Buchrunde versuchen. Wer daran Interesse hat, darf sich gerne bei mir melden.

Und sonst? Als ich vor ein paar Tagen gefragt habe, was meine Follower auf Bluesky mir als Jahresprojekt vorschlagen würden, kam interessanterweise die Antwort, dass ich mit Kultur (ja, finde ich passend), Reisen (ja, wobei es im letzten Jahr eher Ausflüge waren) und kulinarischen Themen (hmmm, das fand ich überraschend – aber nicht falsch) in Verbindung gebracht werde. Tatsächlich mußte ich sofort an den (aus meiner Sicht geradezu legendären) Auberginenthread vom Dezember 2023 denken. Irgendwie paßt das auch zum Inhalt des Adventskalenders 2024. Wie ich das verbinde, weiß ich noch nicht, die Zeit wird es zeigen.

Vielleicht das Wichtigste überhaupt: nicht nur (aber auch) auf Social Media über Dinge zu sprechen/zu schreiben, ein bißchen die Idee des „offenen Internets“ durch Blogbeiträge am Leben zu halten und zu schauen, was sich im Laufe des Jahres Positives ergibt.

Lesen wir uns? Ich würde mich freuen!

24. Dezember – Olive

Was um Himmels willen hat die Olive mit Weihnachten zu tun? Hätte ich nicht irgendeinen anderen Baum auswählen können?
Ja, hätte ich. Aber ich finde den Olivenzweig als Symbol für Frieden und Versöhnung einfach sehr schön und wann würde das besser passen als heute?

Auch kulinarisch passt die Olive gut zu Weihnachten. Witzigerweise und völlig ohne Hintergedanken habe ich gerade ein Schälchen Oliven neben mir stehen. Eine nette kleine Nascherei zum Glas Wein – heute trinke ich tatsächlich ein Glas Rotwein, was ich sonst sehr selten tue (eine meine Grundregeln für mich selbst ist es Alkohol nur an besonderen Tagen zu trinken – die Weihnachtstage gehören dazu, der Jahreswechsel, Ostern und zwei Geburtstage). Ohnehin kommt in vielen Weihnachtsmenüs irgendwo „Öl“ vor und das kann dann durchaus Olivenöl sein. Es gehört dazu und ist doch selten für sich selbst sichtbar. Ähnlich ist es auch mit Frieden und Versöhnung. Wir merken die Abwesenheit von Frieden und Versöhnung stärker als die Anwesenheit.

Es gibt ein Buch mit dem schönen Titel „Olivenbäume – Beobachter der Stille„. Dieses Buch stellt Texte aus zwei Jahrtausenden zusammen. Den Aspekt der Stille finde ich faszinierend. In einem gewissen Sinne ist Weihnachten ein fröhliches und nicht so sehr stilles Fest. Gleichzeitig wünschen wir uns oft „besinnliche“ Feiertage. Und das Weihnachtslied „Stille Nacht“ (übrigens ein Lieblingslied meiner Mutter, weshalb ich im Dezember 2018 in Salzburg die Ausstellung zu diesem Lied besucht habe) spricht auch von Stille. Still und friedlich – das erinnert mich an das Gedicht „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff – mit der Zeile „Still erleuchtet jedes Haus“. Ich mag die Stille und ja, Frieden ist in einem gewissen Sinne still.

Aber bevor ich mich in solchen Gedanken verliere: Wunderschön ist auch das Märchen, wie der Olivenbaum entstanden ist. Mit Olivia und dem Olivenbaum endet dieser „Adventskalender“.

Damit wünsche ich uns allen ein fröhliches, friedliches und versöhnliches Weihnachtsfest!

23. Dezember – Tanne

Bisher war bei den meisten Bäumen (und ihren „Früchten“) klar ersichtlich, welche kulinarische Verwendung sie haben, nur der Einsatz in der Advents- und Weihnachtszeit war nicht immer eindeutig. Bei der Tanne ist es genau andersherum. Niemand wird der Tanne (oder lang: dem Tannenbaum) die weihnachtliche Rolle absprechen wollen. Ich selbst habe zwar keinen Tannenbaum – aber definitiv einige Tannenzweige in der Vase. Mal sehen, ob ich sie „natur“ lasse oder ob ich sie noch irgendwie schmücke.

In „heidnischen“ Kulturen standen immergrüne Zweige für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Zur Wintersonnenwinde holten sich die Germanen daher Tannenzweige (oder auch Fichtenzweige) – die sogenannten Wintermaien – ins Haus. Auch die Römer holten sich zur Wintersonnenwende beziehungsweise zum Jahreswechsel grüne Zweige ins Haus – bei ihnen waren es allerdings Lorbeer– oder Stechpalmenzweige. Lorbeer ist sogar für mich eine richtig gute Idee. Ich könnte tatsächlich einen Zweig abschneiden und in eine Vase stellen, zusätzlich zu meinen Tannenzweigen. Unabhängig von der Frage, ob Weihnachten und der damit verbundene christliche Inhalt einen anspricht, finde ich den Brauch etwas Grünes rund um die Wintersonnenwende in das Haus zu holen sehr schön. Tatsächlich habe ich seit einigen Tagen Kirschzweige (Barbarazweige) und ein paar Salbeizweige in einer Vase stehen. Die Tannenzweige kommen nun dazu und vielleicht tatsächlich auch ein Lorbeerzweig. Mehr „grün“ geht dann nicht!

Der erste „Weihnachtsbaum“ in unserem Sinne kommt vermutlich von der Darstellung biblischer Szenen zu Weihnachten in der Kirche. Besonders beliebt war die Paradiesszene und dafür braucht man einen (grünen) Baum und eine Frucht – meist ein roter Apfel. Aus diesem „Baum“ wurde nach und nach unser Weihnachtsbaum. Der Weihnachtsbaum ist also eine christliche Erfindung und ein Zeichen der Hoffnung (für Weihnachtszweige gilt das hoffentlich auch!).

Jetzt aber zur kulinarischen Seite: es gibt nämlich Rezepte, sogar weihnachtliche Rezepte, mit Tannenhonig. Natürlich habe ich die Rezepte noch nicht ausprobiert – aber ich hoffe, dass ich demnächst dazu komme (heute ist eigentlich noch Aufräumen angesagt……). Da gibt es zum einen eine Tannenhonig-Mousse, gebratene Feigen mit Rosmarin und Tannenhonig, ein Honigparfait und in manchen Rezepten für Basler Leckerli kommt auch Tannenhonig als Zutat vor. Ich gebe zu, dass hatte ich der Tanne nicht zugetraut. Aber jetzt weiß ich es besser.

Natürlich spielt die Tanne auch in der Märchenwelt eine Rolle. Die Tanne ist kurz und deutlich, die Geschichte Der Tannenbaum von Hans Christian Andersen länger und weihnachtlicher.

Damit wünsche ich Euch einen Abend voller Hoffnung!

22. Dezember – Zimt

Was wäre die Advents- und Weihnachtszeit ohne Zimt? Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen, denn ich mag Zimt schon sehr. Dementsprechend kommt in vielen meiner Rezepte – nicht nur im Winter – Zimt vor. Milchreis gibt es mit Zimt und Zucker, Quarkkeulchen ebenfalls und in einigen Kuchen ist halt auch Zimt drin (oder drauf). Für die Weihnachtszeit gilt das vor allem für Zimtsterne (die ich aber erst seit ein paar Jahren mache) und meinen heiß und innig geliebten Rotweinkuchen. Voraussichtlich morgen oder übermorgen werde ich diesen Kuchen backen – er gehört einfach dazu. Eine besondere Erinnerung ist auch der Zimtlikör in Amsterdam, den ich – bei einer kurzen Reise mit meiner Mutter – vor vielen Jahren auf einer Caféterrasse getrunken habe. Er sollte wohl aus dem Stadtviertel Jordaan kommen und hatte eine richtig rote Farbe. Leider habe ich ihn nicht in einem Geschäft gefunden und Webseiten gab es damals (es muß im Jahr 2002 oder 2003 gewesen sein) noch nicht so viele. Tatsächlich habe ich danach niemehr einen Zimtlikör gesehen oder getrunken.

Mit Zimt und Weihnachten verbinde ich allerdings auch Zimteissterne mit einer Pflaumensauce. Irgendwann gab es genau diese Zimtsterne nicht mehr und ich mußte auf ein anderes Dessert (an solchen Tagen ist mir ein Dessert wichtig!) ausweichen. Trotzdem eine schöne Erinnerung! Im Herbst oder Winter habe ich gelegentlich auch etwas Zimt in den Kaffee getan, das soll die Stimmung „aufhellen“ – wobei Kardamom da noch besser wirkt! Aber angefangen habe ich gelegentlich mit der Zugabe von Zimt.

Spannend beim Zimt ist ja, dass er aus der Rinde des Zimtbaumes gewonnen wird und dass es zwei unterschiedliche Sorten gibt. Das war mir lange nicht bewußt. Vermutlich hatten wir früher oft den günstigeren „Cassia-Zimt“, der aus China vom chinesischen Zimtbaum stimmt. Heute achte ich (meistens) darauf, den echten Ceylon-Zimt zu erwischen, der in Ländern wie Sri Lanka oder Madagaskar gewonnen wird. Duftmäßig muß eine Reise in diese Länder ein einzigartiges Vergnügen sein! Tatsächlich habe ich vor ein paar Tagen auf Bluesky einen Post gelesen, der die Düfte in der mittelalterlichen Welt anders und positiv betrachtete, nämlich „What if sometimes the medieval world smelled fabulous?…“ Dort ging es dann um ein Buch über Marco Polo und damit um andere Düfte und Gewürze, Zimt wurde 1502 von Vasco de Gama nach Europa gebracht. Deshalb gibt es in Portugal auch viele interessante Rezepte mit Zimt, das hier zum Beispiel, das ich auf jeden Fall irgendwann ausprobieren werde. Ab 1536 hatten die Portugiesen sogar ein Zimtmonopol! Immer wieder kann man lesen, dass Anton Fugger die Schuldscheine Karls V. vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt hat. Das wäre ein Zeichen für unermeßlichen Reichtum, da Zimt zu dieser Zeit extrem teuer war. Aber: die Geschichte stimmt wohl nicht. Nett ist sie trotzdem.
Gerade zufällig gesehen: bei Arte gibt es bis Anfang Februar eine Dokumentation zu Zimt aus Sri Lanka.

Beim Lesen dieses Merkblattes ist mir aufgefallen, dass ich Zimt meistens für Gebäck, Nachtisch oder eher süße Speisen verwende. In einigen Teesorten ist auch Tee enthalten, aber bisher habe ich das Gewürz nicht für andere Speisen versucht. Ich glaube, ich sollte irgendwann mal nach ein paar Rezepten suchen. Vermutlich entgeht mir sonst etwas!

Was mir glücklicherweise erspart geblieben ist, ist dieser dänische Brauch, den ich gerade zufällig gefunden habe: wer mit 25 Jahren noch nicht verheiratet ist, wird mit Zimt überschüttet. „Zimtbad“ nennt sich das ganze…. (mit 30 Jahren gibt es dann noch ein Pfefferbad…….).

Mit Zimt wird nicht nur gekocht und gebacken, Zimt und der Zimtbaum spielen auch in vielen Büchern eine Rolle. Angefangen mit dem Büchlein über Zimt aus dem Verlag Mandelbaum (mit einer schönen Leseprobe), über das Buch „The Cinnamon Tree“ von Richard de Luchi, das mich schon aufgrund des Handlungsortes Portugal interessiert bis hin zu einem Krimi, in dem der Mord mit Zimtscones begangen wird. Dann vielleicht doch lieber nur einen Badezusatz mit Zimt?

Damit wünsche ich Euch einen duftig fröhlichen Abend.