Wie haltet Ihr es mit der News-Life-Balance?

In den letzten Jahren habe ich ziemlich häufig Beiträge zum Thema Work-Life-Balance gesehen beziehungsweise gelesen. Den Gedanken, ein gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu haben, finde ich wichtig. Aufgrund meiner persönlichen Umstände war das für mich aber nur selten ein Problem und dafür bin ich dankbar.

Ganz anders war dann am Anfang der Pandemie die Frage, wie man – also konkret ich – mit diesem Thema umgeht. Also aus meiner Sicht, was ich mache, damit es mir gut geht. Im März 2020 habe ich dazu einen Blogbeitrag geschrieben. Das, was ich in dem Blogbeitrag aufgeschrieben habe, hat mich tatsächlich gut durch diese Zeit gebracht – das allermeiste mache ich noch heute so.

Was ich aber in den letzten Monaten verstärkt gemerkt habe – mir machen die „Nachrichten“ zu schaffen. Es gibt im Moment soviel Schwieriges und Negatives in den Nachrichten, dass ich das manchmal kaum aushalten kann. Das ist für mich persönlich insofern irritierend, als ich eigentlich gerne Nachrichten schaue (auch wenn ich weiß dass es meistens eher negative Dinge sind, die dort berichtet werden) und ich vor allem auch informiert sein möchte. An manchen Stellen hat mich vor allem die Sprache beziehungsweise die verharmlosende Übernahme von Begriffen („Bürokratieabbau“ für DOGE in den USA) und auch der allzu freundliche Umgang mit Politiker*innen, die das Grundgesetz und den Rechtsstaat nicht schätzen, getroffen, irritiert und geärgert.
Talkshows schaue ich schon seit über einem Jahr nicht mehr, in diesem Jahr habe ich dann auch aufgehört, Fernsehnachrichten zu schauen. Ich habe festgestellt, dass ich Nachrichten „gesprochen“ viel schlechter aushalten kann als wenn ich sie lese. Das hängt sicherlich mit vielen unterschiedlichen Faktoren zusammen: beim Lesen kann ich einzelne Themen aussuchen, ich kann die Lektüre abbrechen, wenn ich auf „problematische“ Formulierungen und Gespräche stoße, ich kann die Menge „dosieren“ und ich kann Artikel oder Beiträge auch einfach überfliegen.

Vor ein paar Tagen stolperte ich auf LinkedIn über einen Beitrag zum Thema „News-Life-Balance“ von der Hamburg Open Online University. Das, was die HOOU in ihrem Beitrag beschreibt – „Manchmal erschlagen dich die Nachrichten? Damit bist du nicht allein. Viele Menschen fühlen sich durch die tägliche Informationsflut überfordert.“ – ist im Prinzip genau das, was ich beim Nachrichten schauen erlebe. Der Begriff „News-Life-Balance“ trifft es wirklich gut. Dabei ist es mit dem Beitrag auf LinkedIn nicht getan – zum einen gibt es dort drei konkrete Tipps, um mit Nachrichten besser umzugehen, die ich hier kurz zusammenfassen möchte:
(1) Behandle Dein Handy wie einen Hund. Also: nicht an den Esstisch, an die Couch oder ins Bett mitnehmen.
(2) Mentaler Ausgleich: Spaziergang machen, Blume anscheinen, in die Sonne setzen.
(3) Orientierung im Raum: drei Minuten vor den Nachrichten ruhig hinsetzen und im Raum umschauen.

Ich muß zugeben, (1) fällt mir schwer, (2) mache ich täglich und (3) scheidet aus, weil ich Nachrichtensendungen gar nicht mehr schaue.
Damit aber nicht genug: die HOOU hat in dem Beitrag auch einen Fragebogen verlinkt, mit dem man eigene weitere Ideen zum Umgang mit Nachrichten beziehungsweise Nachrichtenmüdigkeit angeben kann. Diesen Fragebogen findet man im LinkedIn-Beitrag.Der Fragebogen ist deswegen interessant, weil die HOOU ein Projekt „News-Life-Balance“ durchführen möchte – auf der Webseite wird dieses Projekt zwar schon angekündigt, weitere Informationen sind dort aber noch nicht zu finden. Das wird sich hoffentlich bald ändern.

Bis dahin wünsche ich Euch auf jeden Fall eine gute News-Life-Balance!

28.05.1918: Gründung der Republik Armenien

Ich habe noch ein paar Minuten, um dieses Fundstück „rechtzeitig“ in einen kurzen Blogbeitrag zu packen (ich bin – wie immer bei meinen Blogprojekten – spät dran…..). Als mir vorhin klar wurde, dass das Positive, Gute und Schöne der Demokratie und der damit verbundenen Themen, mein Blogprojekt für dieses Jahr wird, habe ich kurz gesucht, ob ich zum heutigen Tag (also zum 28.05.) etwas finde. Und ja: da ist etwas – die Gründung beziehungsweise Ausrufung der Republik Armenien. Die Republik bestand nicht lange. Über einen Teil der traurigen Geschichte Armeniens habe ich einen Roman gelesen (Franz Werfel: Die 40 Tage des Musa Dagh). 2022 habe ich das Buch auch in einem Blogbeitrag erwähnt. Aber die Geschichte hört damit glücklicherweise nicht auf. Denn: der 28. Mai wird auch heute noch als Feiertag gefeiert, nämlich als Tag der Republik.

Wann – also an welchem Tag – feiern wir eigentlich die Demokratie?

Das Blogprojekt für dieses Jahr ist gefunden…..!

Anfang des Jahres habe ich lange darüber nachgedacht, ob beziehungsweise welches „Blogprojekt“ oder „Thema“ ich für dieses Jahr auswählen möchte. Mein bisher erfolgreichstes Projekt – und zwar erfolgreich vor allem im Sinne des persönlichen Durchhaltens – waren die Assoziationen im Jahr 2022. Ich habe im Jahr 2022 tatsächlich jeden Tag (meistens am Abend) einen Blogbeitrag geschrieben. 2023 ist mein Versuch, das „Neue“ als Thema zu ergreifen, schnell im Sande verlaufen. Nicht etwa, weil das Thema uninteressant war oder weil ich zu wenig gefunden habe, sondern eher, weil die Umstände nicht wirklich paßten. Es war eine Zeit des Umbruchs – auch dadurch, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr beim damaligen Twitter (mittlerweile X) gepostet habe und bis Anfang Oktober praktisch ohne nennenswerte Social-Media-Möglichkeiten da stand. Es sollte irgendwie nicht sein – das Thema an sich finde ich aber immer noch wichtig und spannend.

Anfang Januar fiel mir dummerweise nichts ein, was als Projekt für dieses Jahr paßte. Ich habe sogar auf Bluesky nach Vorschlägen oder Ideen gefragt – ergebnislos. Aus dem Januar wurde der Februar, aus dem Februar wurde der März und so weiter – und vieles in der Welt wurde schwieriger. Allem voran natürlich die politische Lage in den USA, der noch immer noch beendete Krieg gegen die Ukraine, der Nahostkonflikt und natürlich nicht zuletzt die politische Situation in Deutschland. Alles keine Themen, die ermutigen oder sich als „Blogprojekt“ eignen.

Letzten Sonntag im Presseclub sagte ein Anrufer etwas Bemerkenswertes – sinngemäß stellte er die Frage, warum wir die Demokratie beziehungsweise das, was gut ist, nicht stärker feiern. Und ja, guter Punkt. Ich bin sehr gut darin, das Haar in der Suppe zu finden, Dinge auf Probleme oder Fehler abzuklopfen. Das Positive zu betonen fällt mir schwerer. Gleichzeitig ist es nicht so, dass es nicht auch positive Aspekte gibt. Außerdem ist das gemeinsame Feiern von Errungenschaften oder Jahrestagen etwas, das Menschen verbinden kann – gerade auch, wenn es um die Demokratie geht.

Es ist Ende Mai und ich habe damit mein „Blogprojekt“ gefunden: es geht um „….Demokratie und so…“. Ein weites Feld – und das ist gut so. Ich möchte auf das schauen, was mir gefällt, was ich an interessanten Jahrestagen oder Ereignissen finde, an spannenden Büchern oder auch an Veranstaltungen und Veranstaltungsformaten. Noch weiß ich nicht, wie weit ich damit komme. Auch nicht, wie oft ich schreiben werde. Gleichzeitig ist es ermutigend, dass ich heute – am 28.05.2025 – um 23:25 Uhr am Computer sitze und einen Blogbeitrag schreibe. In diesem Sinne: laßt uns die Demokratie und das, was mit ihr zu tun hat, feiern – hier und überall, wo sich Gutes oder Interessantes zeigt!

Und jetzt?

Vor ein paar Tagen hat das Jahr 2025 angefangen. Ich hänge in mancher Hinsicht noch im alten Jahr – nicht nur, weil ich nicht alles „abschließen“ konnte, was ich fertigbekommen wollte, sondern auch, weil meine Gedanken irgendwie noch nicht den Sprung in das neue Jahr geschafft haben. Umso schwerer fällt es mir gerade, darüber nachzudenken, was in diesem Jahr mein „Blogprojekt“ sein könnte.

Nichts ist einfach – das könnte auch eine Zusammenfassung für die aktuelle Zeit sein. Wenn ich auf die nächsten Wochen und Monate schaue, dann sehe ich einige Herausforderungen: wird unsere Demokratie Stand halten, werden wir weiter im Gespräch bleiben, werden wir gute Wege finden miteinander um das zu „streiten“, was eine gute Gesellschaft und Demokratie ausmacht? Das sind Themen, die mich persönlich bewegen und zu denen ich auch schon im letzten Jahr gelegentlich etwas gelesen habe oder Ausstellungen besucht habe. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere an den Thread zum Buch „Die Kunst der klugen Streitgespräche“ auf Bluesky oder meinen Besuch in der Ausstellung Streit oder in der Demokratie-Ausstellung in Bonn mit den 10 Muskeln, die für Demokratie wichtig sind. Alles gute Themen, die man (ok, konkreter: ich) vertiefen könnte. Ob ich damit etwas verändere? Vielleicht nicht. Aber was verändere ich positiv, wenn ich einfach gar nichts mache?

Was mir wichtig ist – gerade auch in schwierigen Zeiten – freundlich zu bleiben. Kurz vor Weihnachten habe ich ein Buch zu diesem Thema entdeckt, das mich bei diesem Thema ein bißchen begleiten wird: „Über die Kunst, ein freundlicher Mensch zu sein“ mit 95 einfachen Wegen. Die Zahl 95 (ich mußte natürlich an Martin Luther denken) hat mich fasziniert und vermutlich stark zum Buchkauf beigetragen (es ist nicht so, also ob ich nicht schon ziemlich viele Bücher zuhause hätte…….). Tatsächlich finde ich den Gedanken, durch „random acts of kindness“ etwas Freude oder etwas Positives in den Alltag zu bringen, sehr schön. Gerade gestern habe ich das noch „ausprobiert“. Bei meinem Spaziergang habe ich unbekannten Passanten einen guten Tag und ein frohes neues Jahr gewünscht (es war ja schließlich erst der 5. Januar). Die meisten haben darauf sogar reagiert und mir ebenfalls ein frohes neues Jahr gewünscht. Das fand ich in dem Moment schön – auch oder vielleicht gerade weil es ein flüchtiger Moment der Verbundenheit war. Insofern bin ich gespannt, was in dem Buch noch steht. Vielleicht wäre es sogar gut, die einzelnen Kapitel im Buch nicht auf einmal zu lesen – sondern die Wege nach und nach zu entdecken.

Was im letzten Jahr eher untergegangen ist und was ich selten nach außen getragen habe: welche Bücher ich lese und gut finde. Die digitale Leserunde rund um Middlemarch von George Eliot ab Anfang April hat mich begeistert – vor allem, weil ich dadurch ein Buch gelesen habe, das ich sonst vielleicht nicht oder nicht in diesem Moment gelesen hätte. Die Aufteilung des Buches in tägliche „Lesehäppchen“ hat für mich perfekt gepasst und ich hing (trotz anderweitiger Lektüren) nur selten hinterher. Etwas traurig war ich, dass die „Bücherbar“ eingestellt wurde. Die Idee, sich einmal pro Monat an einem Abend digital (also über Zoom) zu treffen und über Bücher zu diskutieren, dabei potentiell ein Buch „gemeinsam“ (also bis zum nächsten Treffen) zu lesen, um beim nächsten Treffen darüber zu diskutieren, fand ich sehr charmant. Dieses Konzept würde ich gerne in diesem Jahr aufgreifen – es muß nicht genau „so“ sein – und eine Art digitale Lese- oder Buchrunde versuchen. Wer daran Interesse hat, darf sich gerne bei mir melden.

Und sonst? Als ich vor ein paar Tagen gefragt habe, was meine Follower auf Bluesky mir als Jahresprojekt vorschlagen würden, kam interessanterweise die Antwort, dass ich mit Kultur (ja, finde ich passend), Reisen (ja, wobei es im letzten Jahr eher Ausflüge waren) und kulinarischen Themen (hmmm, das fand ich überraschend – aber nicht falsch) in Verbindung gebracht werde. Tatsächlich mußte ich sofort an den (aus meiner Sicht geradezu legendären) Auberginenthread vom Dezember 2023 denken. Irgendwie paßt das auch zum Inhalt des Adventskalenders 2024. Wie ich das verbinde, weiß ich noch nicht, die Zeit wird es zeigen.

Vielleicht das Wichtigste überhaupt: nicht nur (aber auch) auf Social Media über Dinge zu sprechen/zu schreiben, ein bißchen die Idee des „offenen Internets“ durch Blogbeiträge am Leben zu halten und zu schauen, was sich im Laufe des Jahres Positives ergibt.

Lesen wir uns? Ich würde mich freuen!

24. Dezember – Olive

Was um Himmels willen hat die Olive mit Weihnachten zu tun? Hätte ich nicht irgendeinen anderen Baum auswählen können?
Ja, hätte ich. Aber ich finde den Olivenzweig als Symbol für Frieden und Versöhnung einfach sehr schön und wann würde das besser passen als heute?

Auch kulinarisch passt die Olive gut zu Weihnachten. Witzigerweise und völlig ohne Hintergedanken habe ich gerade ein Schälchen Oliven neben mir stehen. Eine nette kleine Nascherei zum Glas Wein – heute trinke ich tatsächlich ein Glas Rotwein, was ich sonst sehr selten tue (eine meine Grundregeln für mich selbst ist es Alkohol nur an besonderen Tagen zu trinken – die Weihnachtstage gehören dazu, der Jahreswechsel, Ostern und zwei Geburtstage). Ohnehin kommt in vielen Weihnachtsmenüs irgendwo „Öl“ vor und das kann dann durchaus Olivenöl sein. Es gehört dazu und ist doch selten für sich selbst sichtbar. Ähnlich ist es auch mit Frieden und Versöhnung. Wir merken die Abwesenheit von Frieden und Versöhnung stärker als die Anwesenheit.

Es gibt ein Buch mit dem schönen Titel „Olivenbäume – Beobachter der Stille„. Dieses Buch stellt Texte aus zwei Jahrtausenden zusammen. Den Aspekt der Stille finde ich faszinierend. In einem gewissen Sinne ist Weihnachten ein fröhliches und nicht so sehr stilles Fest. Gleichzeitig wünschen wir uns oft „besinnliche“ Feiertage. Und das Weihnachtslied „Stille Nacht“ (übrigens ein Lieblingslied meiner Mutter, weshalb ich im Dezember 2018 in Salzburg die Ausstellung zu diesem Lied besucht habe) spricht auch von Stille. Still und friedlich – das erinnert mich an das Gedicht „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff – mit der Zeile „Still erleuchtet jedes Haus“. Ich mag die Stille und ja, Frieden ist in einem gewissen Sinne still.

Aber bevor ich mich in solchen Gedanken verliere: Wunderschön ist auch das Märchen, wie der Olivenbaum entstanden ist. Mit Olivia und dem Olivenbaum endet dieser „Adventskalender“.

Damit wünsche ich uns allen ein fröhliches, friedliches und versöhnliches Weihnachtsfest!

22. Dezember – Zimt

Was wäre die Advents- und Weihnachtszeit ohne Zimt? Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen, denn ich mag Zimt schon sehr. Dementsprechend kommt in vielen meiner Rezepte – nicht nur im Winter – Zimt vor. Milchreis gibt es mit Zimt und Zucker, Quarkkeulchen ebenfalls und in einigen Kuchen ist halt auch Zimt drin (oder drauf). Für die Weihnachtszeit gilt das vor allem für Zimtsterne (die ich aber erst seit ein paar Jahren mache) und meinen heiß und innig geliebten Rotweinkuchen. Voraussichtlich morgen oder übermorgen werde ich diesen Kuchen backen – er gehört einfach dazu. Eine besondere Erinnerung ist auch der Zimtlikör in Amsterdam, den ich – bei einer kurzen Reise mit meiner Mutter – vor vielen Jahren auf einer Caféterrasse getrunken habe. Er sollte wohl aus dem Stadtviertel Jordaan kommen und hatte eine richtig rote Farbe. Leider habe ich ihn nicht in einem Geschäft gefunden und Webseiten gab es damals (es muß im Jahr 2002 oder 2003 gewesen sein) noch nicht so viele. Tatsächlich habe ich danach niemehr einen Zimtlikör gesehen oder getrunken.

Mit Zimt und Weihnachten verbinde ich allerdings auch Zimteissterne mit einer Pflaumensauce. Irgendwann gab es genau diese Zimtsterne nicht mehr und ich mußte auf ein anderes Dessert (an solchen Tagen ist mir ein Dessert wichtig!) ausweichen. Trotzdem eine schöne Erinnerung! Im Herbst oder Winter habe ich gelegentlich auch etwas Zimt in den Kaffee getan, das soll die Stimmung „aufhellen“ – wobei Kardamom da noch besser wirkt! Aber angefangen habe ich gelegentlich mit der Zugabe von Zimt.

Spannend beim Zimt ist ja, dass er aus der Rinde des Zimtbaumes gewonnen wird und dass es zwei unterschiedliche Sorten gibt. Das war mir lange nicht bewußt. Vermutlich hatten wir früher oft den günstigeren „Cassia-Zimt“, der aus China vom chinesischen Zimtbaum stimmt. Heute achte ich (meistens) darauf, den echten Ceylon-Zimt zu erwischen, der in Ländern wie Sri Lanka oder Madagaskar gewonnen wird. Duftmäßig muß eine Reise in diese Länder ein einzigartiges Vergnügen sein! Tatsächlich habe ich vor ein paar Tagen auf Bluesky einen Post gelesen, der die Düfte in der mittelalterlichen Welt anders und positiv betrachtete, nämlich „What if sometimes the medieval world smelled fabulous?…“ Dort ging es dann um ein Buch über Marco Polo und damit um andere Düfte und Gewürze, Zimt wurde 1502 von Vasco de Gama nach Europa gebracht. Deshalb gibt es in Portugal auch viele interessante Rezepte mit Zimt, das hier zum Beispiel, das ich auf jeden Fall irgendwann ausprobieren werde. Ab 1536 hatten die Portugiesen sogar ein Zimtmonopol! Immer wieder kann man lesen, dass Anton Fugger die Schuldscheine Karls V. vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt hat. Das wäre ein Zeichen für unermeßlichen Reichtum, da Zimt zu dieser Zeit extrem teuer war. Aber: die Geschichte stimmt wohl nicht. Nett ist sie trotzdem.
Gerade zufällig gesehen: bei Arte gibt es bis Anfang Februar eine Dokumentation zu Zimt aus Sri Lanka.

Beim Lesen dieses Merkblattes ist mir aufgefallen, dass ich Zimt meistens für Gebäck, Nachtisch oder eher süße Speisen verwende. In einigen Teesorten ist auch Tee enthalten, aber bisher habe ich das Gewürz nicht für andere Speisen versucht. Ich glaube, ich sollte irgendwann mal nach ein paar Rezepten suchen. Vermutlich entgeht mir sonst etwas!

Was mir glücklicherweise erspart geblieben ist, ist dieser dänische Brauch, den ich gerade zufällig gefunden habe: wer mit 25 Jahren noch nicht verheiratet ist, wird mit Zimt überschüttet. „Zimtbad“ nennt sich das ganze…. (mit 30 Jahren gibt es dann noch ein Pfefferbad…….).

Mit Zimt wird nicht nur gekocht und gebacken, Zimt und der Zimtbaum spielen auch in vielen Büchern eine Rolle. Angefangen mit dem Büchlein über Zimt aus dem Verlag Mandelbaum (mit einer schönen Leseprobe), über das Buch „The Cinnamon Tree“ von Richard de Luchi, das mich schon aufgrund des Handlungsortes Portugal interessiert bis hin zu einem Krimi, in dem der Mord mit Zimtscones begangen wird. Dann vielleicht doch lieber nur einen Badezusatz mit Zimt?

Damit wünsche ich Euch einen duftig fröhlichen Abend.

19. Dezember – Kakao

Die Liste der Bäume wird kürzer, Weihnachten rückt näher und damit auch das Ende dieses „Adventskalenders“.
Heute geht es um Kakao – ein für mich eher schwieriges Thema. Ich bin nicht schokoladenaffin, eher im Gegenteil. Vollmilchschokolade esse ich gar nicht, Bitterschokolade verwende ich zum Backen und in Desserts, einfach „so“ esse ich sie extrem selten.
Trotzdem gehört Schokolade und damit natürlich auch Kakao zur Advents- und Weihnachtszeit. Was wäre diese Zeit ohne Plätzchen und Kuchen mit Schokolade oder Schokoladenüberzug (bei mir natürlich immer nur mit Bitterschokolade!). Ganz traditionell backe ich kurz vor Weihnachten einen Rotweinkuchen, in den natürlich Kakao und Bitterschokolade kommen. Auf den Kuchen freue ich mich schon, die Zutaten habe ich schon im Haus. Und ein paar Plätzchen mit Schokolade (natürlich Bitterschokolade!) werde ich auch noch backen (zumindest hoffe ich das…..).

Kakao beziehungsweise der Kakaobaum war schon 1500 vor Christus bei den Olmeken bekannt. So nutzten die Olmeken (die sich räumlich im heutigen Mexiko befanden) wohl schon das Wort „kakawa“ für Kakao, die Maya benutzten „kakaw“ – aus diesen Worten entwickelte sich vermutlich das uns bekannte Wort „Kakao“.
Mayas und Azteken hielten Kakao für ein Geschenk der Götter. Quetzalcoatl – der gefiederte Gott des Windes aber auch des Lernens – soll den Kakao zu den Atzteken gebracht haben. Bei den Indios wiederum waren Kakaobohnen übrigens ein Zahlungsmittel. Dann kam Christoph Kolumbus, der erste Europäer, der mit den Kakaobohnen in Kontakt kam. Wohl ohne sie zu probieren, das tat erst Hernán Cortéz – dem die „Schokolade“ aber wohl nicht schmeckte. Der Dominikanermönch Bartolomé de Las Casas, der sich für die Ureinwohner einsetzte und 1542 die Schrift „Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder“ veröffentlichte, brachte 1544 von einer Reise nach Guatemala den Kakao mit nach Europa – er schenkt dem Prinzen Philip von Spanien ein Gefäß mit „Schokolade“. Ob er der erste war, der Kakao beziehungsweise Schokolade nach Europa brachte? Für viele Menschen außerhalb von Europa war dies ein schlimmer Moment. Die in Europa steigende Nachfrage nach Kakao (und anderen Erzeugnissen aus der Region) führte letztendlich sogar dazu, dass Menschen aus Westafrika als Sklaven nach Lateinamerika gebracht wurden und dort unter schlimmsten Bedingungen „leben“ mußten. Das Schicksal der Ureinwohner hatte Bartolomé de Las Casas vorher schon angeprangert. So ist die Geschichte des Kakaos und der Schokolade auch die dunkle Geschichte des Kolonialismus.

Den Weg vom Kakao zur Tafelschokolade und die zahlreichen Erfindungen auf diesem Weg kann man übrigens hier nachlesen.

Was ich überraschend fand: das es „Kakaozeremonien“ gibt – konkrete Beispiele zum Beispiel hier oder hier. Natürlich gibt es dazu wiederum auch Bücher – das hier zum Beispiel oder das hier. Und es gibt viele Romane, in denen Kakao oder Schokolade eine Rolle spielen. ich werde sie hier nicht aufzählen, aber selbst ich habe schon lange vor diesem Projekt Romane gelesen, in denen Schokolade (sogar im Titel) vorkam.

Damit wünsche ich Euch jetzt einen fröhlichen und genußreichen Abend!

Zu Quetzalcoatl gibt es übrigens eine Fernsehdokumentation im ZDF, die bis September 2027 verfügbar ist.
Auf YouTube gibt es ein Fernsehspiel zu Bartolomé de Las Casas und ich finde den Anfang schon sehr spannend – zu mehr hatte ich gerade keine Zeit.
Mehr zur langen Geschichte des Kakaos kann man hier, hier und hier.

16. Dezember – Granatapfel

Was ist am Granatapfel eigentlich weihnachtlich? Diese Frage habe ich mir vorhin im Bus tatsächlich gestellt. Und interessanterweise hat sich jemand anderes im Internet auch schon diese Frage gestellt.

Meine Antwort: Granatäpfel sehen ein bißchen so aus wie überdimensionierte rote Weihnachtskugeln, der Saft hat ein schönes weihnachtliches rot und – viel wichtiger – mein erstes Rezept mit einem Granatapfel war Teil eines weihnachtlichen Abendessens – ein Granatapfelsalat mit Frühlingszwiebeln und Minze, auf Ziegenkäsescheiben angerichtet. Ein sehr leckeres Essen!
Die Antwort im verlinkten Beitrag sah etwas anders aus und hat mich dann auch zur weiteren Recherche angeregt. Angefangen mit der Stuppacher Madonna von Matthias Grünewald, die mit drei Fingern einen Granatapfel hält (den ich allerdings ziemlich klein finde……) bis hin zu moderner Kunst, die dieses Werk zitiert oder mit Granatapfelmaterial Neues schafft. Nicht zu vergessen eine sehr schöne Zeichnung eines Granatapfels mit Schmetterlingen von Maria Sybilla Merian.

Eigentlich weiß ich ziemlich wenig über den Granatapfel – er ist spät in mein Leben gekommen. Schließlich mußte ich auch erst lernen, wie ich an die Kerne im Inneren komme, ohne die Küche in ein rotes „Schlachtfeld“ zu verwandeln. Die Methode, die Kerne in einer Schüssel mit Wasser herauszulösen, funktioniert für mich gut. Immerhin.

Aber von vorne: wir könnten darüber diskutieren, ob der Baum der Erkenntnis (der ja kein Apfelbaum war), vielleicht ein Granatapfelbaum war. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir könnten auch darüber nachdenken, wofür der Granatapfel ein Symbol war oder ist. Das ist schon leichter. Beispielsweise: Leidenschaft und Auferstehung, Wohlstand, Überfluss und Fruchtbarkeit. Beim jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashanah spielt der Granatapfel – als Zeichen für Fruchtbarkeit – auch eine große Rolle. Man könnte den Granatapfel daher auch als „jüdischste Frucht“ bezeichnen. Der perfekte Granatapfel soll übrigens 613 Kerne haben – dies würde der Anzahl der Gebote in der thora entsprechen. 600 bis 700 Kerne können es wohl sein – ich habe sie noch nie gezählt (und kann mir das Zählen auch nicht vorstellen…..), andere Menschen haben das aber durchaus getan!

Und weil ich heute (mal wieder) spät dran bin, kann ich nur kurz erwähnen, dass der Granatapfel mit seinem lateinischen Namen auf eine Herkunft aus Phönizien hinweist. Was es aber gibt – viele schöne Märchen und Geschichten, die mit Granatäpfeln zu tun haben. Zum Beispiel, warum Granatäpfel rot werden, über eine Fee aus dem Granatapfel, über das Wunder des Granatapfelkerns, über einen wundersamen Granatapfelbaum und über die Granatäpfel. Eine faszinierende Auswahl aus unterschiedlichen Regionen.

Damit wünsche ich Euch für heute einen guten Abend mit vielen wunderbaren Gedanken und Träumen!

15. Dezember – Pflaume

Eigentlich wollte ich die Pflaume auslassen. Auf meiner Liste steht sie zwar, aber in Verbindung mit Weihnachten fiel mir nicht viel zu ihr ein. Oder besser: das, was mir sofort einfiel, habe ich erst einmal nicht bekommen und das war dann eher ein „Frustereignis“. Das änderte sich gestern Abend. Wieder einmal lief ich durch den Supermarkt meines Vertrauens. Wieder einmal schaute ich in der Süßwarenabteilung ob dieses eine Produkt da war. Und da stand es: untere Reihe, in der Mitte eines langen Regals, nicht ganz vorne: Pflaume in Madeira!

Pflaume in Madeira (mit Marzipan!) gehört für mich seit vielen Jahren zu Weihnachten und zum Weihnachtsteller. Meine Nenntante (eine Nachbarin und Freundin meiner Mutter aus der Zeit meiner Kindheit), die viele Jahre mit meiner Mutter und mir Weihnachten gefeiert hat, hat damals die erste Packung mitgebracht.

Als ich darüber nachdachte fielen mir auch zwei weitere winterliche Köstlichkeiten ein: Zimteis mit Pflaumensauce (gab es früher „fertig“ als Sterne) und ein (ebenfalls fertiges) leicht alkoholisches Getränk, das auf einer Basis von Pflaumenwein beruhte und warm (oder heiß?) getrunken wurde. Beides hatte ich schon lange nicht mehr, aber mit etwas „Recherche“ müsste ich eigentlich ähnliche Rezepte finden können. Ihr wißt also, was ich demnächst machen werde…….

Der Pflaumenbaum soll – wie so viele andere Bäume – ursprünglich wohl aus Asien stammen. In China wurden Pflaumenbäume schon vor 2000 Jahren kultiviert – wobei es sich vermutlich noch nicht um „unsere“ Pflaumen handelte. Diese könnten nämlich eine Kreuzung zwischen Schlehe und Kirschpflaume sein. Wie auch immer – schon Karl der Große nahm die Pflaume in die Liste der Bäume und Pflanzen auf, die in seinem Reich angebaut werden sollten. Unklar ist, ob er damit nur das wärmere „Aquitanien“ meinte, da auf dieser Liste auch Melonen, Mandeln und Feigen enthalten sind, die in unseren Breitengraden nicht oder zumindest nicht so gut wachsen. Unklar ist aber auch, ob Karl der Große dieselben Bäume und Pflanzen im Sinn hatte, die wir heute mit den von ihm gewählten Bezeichnungen verbinden. Eine botanische Systematik gab es damals noch nicht, erst circa 1000 Jahre später erstellte Carl von Linné eine solche.

Die Pflaumenblüte trotzt übrigens der Kälte, man kann sie daher gleichzeitig als Symbol für Anmut und Resilienz sehen. Tatsächlich blüht die Pflaume oft schon im März, noch bevor sie Blätter hat. Ein echter Frühblüher!

Beim Lesen bin ich auch über einen Kinderreim gestolpert, den meine Mutter oft aufgesagt hat. Vielleicht kennt Ihr ihn auch: „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen….“.
Den Pflaumentoffel hingegen kannte ich nicht. Er ist im Prinzip ein weihnachtlicher Glücksbringer aus Backpflaumen, der eng mit dem Dresdner Striezelmarkt verbunden ist. Die Geschichte vom Pflaumentoffel kann man hier nachlesen.

Lesen ist ein gutes Stichwort! Bertolt Brecht hat ein Pflaumenlied (Ballade) und ein Gedicht mit dem Titel „Der Pflaumenbaum“ geschrieben. Überhaupt taucht der Pflaumenbaum in vielen Buchtiteln auf – im Gedichtband „O pruniers en fleur“ des japanischen Meister Ryokan, im Roman „The Plum Trees“ von Victoria Schorr, in dem es eine Familiengeschichte im Holocaust geht, ein ähnliches Thema hat der Roman „The Plum Tree“ von Ellen Marie Wiseman, um eine historische Familiengeschichte geht es im Buch „Pflaumenregen“ von Stephan Thome und der Roman „Mission Pflaumenbaum“ von Jens Wonneberger war 2020 sogar auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Und das ist nur eine kleine Auswahl. Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit drei Märchen in denen Pflaumen irgendwie vorkommen – nämlich im Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, in „Die drei Wünsche“ und in „Pflaumen gegen Staub“.

Damit wünsche ich Euch einen märchenhaften Abend voller Anmut und Resilienz – ich werde mir gleich eine Pflaume in Madeira gönnen!

14. Dezember – Walnuss

Ein paar Bäume aus meiner Liste schiebr ich schon seit ein paar Tagen vor mir her – Zimt zum Beispiel oder auch Kakao. Glücklicherweise habe ich noch genug Auswahl. Und da ich heute auf dem Hattinger Weihnachtsmarkt ein Walnussbrot gekauft habe, nehme ich heute erst einmal die Walnuss.

Walnüsse gehören für mich ganz eng zu Weihnachten – und anscheinend nicht nur für mich, wie ich hier lesen konnte. Nicht nur als Gabe auf dem Weihnachtsteller, sondern auch als Schmuck für den Tannenbaum. Mein Vater hat in meiner Kindheit Walnüsse geknackt (noch nichts Überraschendes), die Walnussschalen dann zusammengeklebt ((mit einer Art Öse) und diese Walnüsse dann mit silberner oder goldener Farbe versehen. Diese Walnüsse (die ich immer noch besitze, aber seit vielen Jahren nicht mehr verwende) hingen in meiner Kindheit und Jugend immer am Weihnachtsbaum.

Der wohl ursprünglich aus Mittelasien stammende Baum, den man gelegentlich auch als „Welsche Nuß“ bezeichnet, ist in unseren Breiten gut verwurzelt und das im doppelten Sinne. Einmal, weil der Walnussbaum nicht mehr wegzudenken ist und zum anderen weil er sehr kräftige und tiefgründige Pfahlwurzeln hat. Aus der Bezeichnung „Welsche Nuss“ (weil die Nuss aus Italien und Frankreich eingeführt wurde und damit eine „fremdländische Nuss“ war) wurde übrigens die Bezeichnung Walnuss.

Im antiken Griechendland war die Walnuss die Speise der Götter war (sie war sogar Zeus persönlich geweiht), gleichzeitig war sie auch dort auch ein Symbol für Reichtum. Im Römischen Reich waren Walnussbäume wegen ihrer Langlebigkeit – sie können problemlos 200 Jahre alt werden, manche erreichen sogar 500 oder 1000 Jahre – heilige Bäume. In manchen Gegenden wurde sie auch für Hochzeitsbräuche verwendet. Doch auch im deutschen Sprachraum gibt es Bräuche, die sich mit ihr beschäftigen. In Schlesien gibt es zum Beispiel ein Weihnachtsorakel – man bekommt an Heiligabend nach dem Essen vier Nüsse überreicht, wenn jemand eine taube Nuss bekommt, so bedeutet das Mißgeschick und Unglück (Notiz an mich: Heiligabend keine Walnüsse!).

Übrigens hat Goethe zwei Walnussbäume im Werther erwähnt – ein Zufallsfund bei meinen heutigen Recherchen! Und während dort die Walnussbäume verschwinden, erobern sie heute – ohne menschliches Zutun – Westfalen. Wer hätte das gedacht!
Im Ort Winterhausen soll es dagegen über 1000 Walnussbäume geben. Eine stattliche Zahl. Wie sie dahingekommen sind? Das ist Gegenstand einer Legende, die hier erzählt wird. Schöne Rezepte – ich mag ja Salate mit Walnüssen – gibt es auf der Seite auch. Da werde ich in den nächsten Tagen mal ein bißchen stöbern…..

Jetzt wünsche ich Euch einen genußreichen Abend und wie man sieht steckt in „Genuß“ auch irgendwie eine „Nuß“…….