Stille Nacht – so heißt es in einem Lied, aber was wenn es in der Nacht gar nicht still ist? Gerade habe ich die ersten Seiten von Otfried Preußlers „Flucht nach Ägypten“ gelesen und ich finde es herrlich, Dinge einfach mal „auf den Kopf zu stellen“. Wenn also der Weg von Bethlehem nach Ägypten über das Königreich Böhmen führt, warum sollte es dann in der „historischen“ Nacht und dementsprechend in den alljährlich nachfolgenden „Nächten“ still sein? Nicht, daß ich die Stille nicht schätze – ganz im Gegenteil! Aber ist die Idee von der „stillen Nacht“ nicht eher ein Mythos, ein frommer Wunsch? Eine kleine Stadt, die wegen einer Volkszählung völlig überlaufen ist. Alle Herbergen sind voll, alle Zimmer belegt. Und da soll es still sein? Was ich mir eher vorstellen kann: der Stall als Rückzugsort der „relativen“ Stille. Ungesehen und ungestört von anderen Menschen ist der Stall ein besonderer Ort – für eine besondere Geschichte. Wir können als Leser die anderen Menschen (mit Ausnahme der Hirten und der drei Könige) ausblenden und indem wir uns auf diesen Raum – nur mit Ochse und Esel – konzentrieren, können wir das Gefühl der Stille empfinden. Eine erzählende Stille, die uns für den Zauber der Geschichte empfänglich macht. Und während ich hier im stillen Zimmer sitze, eilen meine Gedanken in die nächste Woche voraus und ich freue mich auf ein paar ruhige und eher stille Tage, in denen ich den Zauber dieser Zeit genießen kann.
In diesem Sinne wünsche ich Euch/Ihnen zauberhafte stille Momente.