Dieses Jahr habe ich viele Bücher gefunden und auch gelesen, in denen es um Flanieren, langsame Bewegung und Spaziergänge geht. Eines dieser Bücher war „Open City“ von Teju Cole (deutschsprachige Version ebenfalls „Open City„). „Open City“ ist eines der wenigen Bücher, das ich nicht in der Buchhandlung entdeckt sondern direkt – aufgrund eines darüber gelesenen Berichts – bestellt habe. Das passiert eher selten. Umso schöner, daß das Buch wirklich hielt, was die Beschreibung versprach!
Ein junger nigerianischer Arzt wandert durch die Straßen von Manhattan. Auf seinen Stadtwanderungen entdeckt er die Stadt, trifft unterschiedliche Menschen, denkt über viele Dinge nach und erzählt auch seine Lebensgeschichte. Schon damit ein gutes Buch. Wirklich bewegt (und auch betroffen gemacht) hat micht allerdings das Kapitel, in dem der junge Arzt – auf der Suche nach seiner Großmutter – einige Zeit in Brüssel verbringt. Auch dort entdeckt er wandernd die Stadt und ihre Bewohner. Auch enttäuschte Bewohner, die aus anderen Ländern (zum Beispiel aus Marokko) nach Europa kommen, um für ihre Träume von Bildung und Freiheit in Europa einen Grundstein zu legen und die hier scheitern. Eine traurige Geschichte enttäuschter Träume, enttäuschter Hoffnungen und enttäuschter „Liebe“ zu Europa. Beim Lesen dieses Buches habe ich ein Europa erlebt, das mir nicht gefällt und das die Werte, die ich für wichtig halte, gerade nicht schätzt. Ja, es ist nur eine Geschichte und ich weiß nicht einmal, ob diese Geschichte auf einer realen Erfahrung basiert. Trotzdem hat das Lesen dieses Buches für mich dazu geführt, daß ich mich frage, ob „mein“ Europa Realität oder Fassade ist …….. Und das ist – gerade heute – leider eine sehr aktuelle Frage!
2 Gedanken zu „14. Dezember: Open City“