Gar nicht so einfach, passende Assoziationen zur „fünf“ zu finden. Es erfordert mehr Nachdenken, als ich vermutet hatte. Aber Nachdenken ist ja immer gut! Die fünf steht für mich vor allem – und das ist gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig – für Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Informationsfreiheit. Diese Freiheiten sind – zusammen mit der Kunstfreiheit und der Freiheit der Wissenschaft – in Artikel 5 des Grundgesetzes festgehalten. Ich habe diese Freiheiten immer als sehr selbstverständlich erlebt und als gegeben „hingenommen“, aber bei einem kritischen Blick in unser Umfeld können wir schnell feststellen, daß alle unsere Freiheiten keineswegs selbstverständlich sind. Wir müssen immer wieder für diese Freiheiten eintreten – gleichzeitig dürfen wir sie aber auch nicht selber einengen. So manche Diskussion der letzten Monate hat mich auch unter diesem Aspekt nachdenklich gemacht – akzeptieren wir Meinungen nur noch, wenn wir sie als moralisch gut empfinden? Aber dazu sollte ich vielleicht an anderer Stelle etwas schreiben.
Der Fragebogen V von Max Frisch aus dem Büchlein „Fragebogen“ paßt thematisch gut zu Artikel 5 des Grundgesetzes. Die Abgrenzung zwischen Witz und Humor erinnert mich an den Themenkreis Meinungsfreiheit, Satire und Kunstfreiheit. Lachen wir mehr über andere als über uns selbst? Und ist das dann noch Humor? Vor allem: empfindet der andere das als humorvoll? Eine schwierige Frage, die sich aus Frage 5 dieses Fragebogens ergibt.
Und wie weit ist der Weg von der Satire zur Utopie? Inwieweit kann satirisch verpackte Kritik den Weg zu einem Wunschtraum oder zu einer fiktiven Gesellschaftsordnung weisen? 5 Jahre verbrachte Raphael Hythlodeus – der Erzähler aus Thomas Mores „Utopia“ – auf der utopischen Insel, die so sehr den damaligen Gepflogenheiten auf der britischen Insel widerspricht. Wie würde Utopia heute aussehen, wenn wir von Deutschland oder von Europa aus in unseren Gedanken reisen würden?
Manchmal können Stunden auch zu Jahren werden – so ist es vermutlich Carmen ergangen, der Hauptperson von Miguel Delibes in seinem Roman „5 Stunden mit Mario. Mario ist verstorben und Carmen hält 5 Stunden lang die Totenwache. Eine Zeit, in der sie ihr gemeinsames Leben Revue passieren läßt – ein Gespräch mit Mario, ohne das Mario ihre noch antworten oder gar widersprechen kann.
Sind diese 5 Stunden auch gleichzeitig ein Drama in fünf Akten? Eine spannende Frage, wenn wir an die Grundlagen des Erzählens von Geschichten denken. John Yorke erklärt in seinem Buch „Into the Woods“ sehr spannend und detailreich, wie gute Geschichten eigentlich entstehen – vor allem, woraus sie bestehen. Anhand der einzelnen Akte einer Geschichte entwickelt er einen Spannungsbogen, der auch die Idee des Wandels und der Entwicklung (change) einbezieht. Einerseits spannend, um über existierende Filme und Geschichte nachzudenken, andererseits hilfreich, wenn man sich selber mit dem Thema beschäftigen möchte.
Der 5. Dezember ist jetzt fast schon vorbei – daher hoffe ich, daß Sie/Ihr einen schönen 5. Dezember hatten/hattet.