6. Dezember – F

Wer hat nicht schon einmal die Erfahrung gemacht, daß ein Gespräch anders verläuft, als man es sich denkt? Franz, Francis und Friedemann sind – alle drei auf ihre Art und Weise – Experten für dieses Thema.

Franz ist – natürlich – Franz Kafka. Die Gespräche in den Werken von Franz Kafka erscheinen immer wieder merkwürdig. Menschen sprechen nicht miteinander sondern aneinander vorbei, Fragen bleiben unbeantwortet – halt „kafkaesk“. Franz Kafka zelebriert diese Merkwürdigkeit der Gespräche geradezu und durch dieses Zelebrieren erscheinen sie uns als Lesern umso merkwürdiger. Natürlich sprechen wir im „echten Leben“ ganz anders miteinander – sprechen kann ja schließlich jeder.

Oder doch nicht? Auch Francis Bacon hat sich in seinen Essays schon Gedanken darüber gemacht, was eine gute Unterhaltung ausmacht. Schön ist der Gedanke, daß derjenige, der viel fragt auch viel lernt und erfährt. Francis Bacon mahnt aber, auch die anderen zu Wort kommen zu lassen. Wie aber kommt das an, was wir als Menschen tagtäglich äußern?

Hier kommt Friedemann Schulz von Thun ins Spiel. Natürlich können wir sprechen – aber dies allein befähigt uns noch nicht, gute Gespräche zu führen. Gelingende Kommunikation beinhaltet mehr als das Äußern von Worten. Es ist das Wissen um und gedankliche Einbeziehen vieler Faktoren – die Situation, die Beziehung mit dem „Anderen“, die eigenen Werte und die eigene Befindlichkeit. Manchmal überraschen uns andere mit Reaktionen, die wir nicht zuordnen können – manchmal können wir auch andere „so“ überraschen. Beim Lesen der Bücher von Friedemann Schulz von Thun habe ich oft Situationen entdeckt, die ich aus Gesprächen kannte. Es war immer wieder eine Art Spiegel, die Friedemann Schulz von Thun mir mit seinen Beispielen vorgehalten hat und wo ich (nur für mich) seufzend eingestehen konnte „ja, das hättest Du besser machen können“. Es ist vielleicht dieses Ringen um mehr Zuhören, weniger Mißverständnisse und das Kennen der eigenen Ausgangsbasis und Erwartungen, die wir heute in vielen Gesprächen dringend brauchen. Die Beschäftigung mit dem Thema „Kommunikation“ hat mich jedenfalls dazu gebracht, daß ich auch in schwierigen Gesprächsmomenten meistens noch frage „Wie meinst Du das?“ – oft war die Antwort auf diese Frage überraschend anders als ich gedacht hatte. Einfach sind gute Gespräche nicht – aber wir können ja jeden Tag üben, lernen und besser werden!

In diesem Sinne wünsche ich Euch/Ihnen einen 6. Dezember mit wunderbaren und lehrreichen Gesprächen.

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