Mir war im Oktober klar, daß es kein „normales“ gemeinsames Weihnachtsfest mehr geben würde. Nach Abbruch der Chemo konnte meine Mutter wieder relativ gut essen, andererseits wuchsen die Geschwülste und Ödeme. Ende Oktober und Anfang November gab es dann ausnahmsweise zwei Feiertage – den einmalig bundesweiten Reformationstag und Allerheiligen. Das war für mich der perfekte Moment, um mit meiner Mutter noch einmal gemeinsam das Feiertagsessen zu genießen – Gänsebrust, die bei niedriger Temperatur stundenlang im Ofen gart, dazu Endivien- und Kartoffelsalat. Meine Mutter fragte mich verwundert, ob ich mir das wirklich antun wolle (um die Gänsebrust zur Mittagszeit zu servieren, mußte ich immer sehr früh aufstehen) – aber ich war fest entschlossen und habe das gemacht. Es war schön, noch einmal gemeinsam ein festliches Essen zu genießen – gerade auch, weil ich wußte, daß es dafür die letzte Gelegenheit war. Es ist immer noch eine schöne Erinnerung und auch immer noch mein „Weihnachtsessen“ (nur halt in kleineren Portionen).