10. Dezember – die zehn

Zehn kleine ……(Denkpause ….) ….. Fledermäuse ….. Ja, es ist erstaunlich, wie sich Gebräuche und Gesellschaft ändern können. Aus meiner Kindheit habe ich das dritte Wort des Liedes noch anders in Erinnerung – Fledermäuse waren es jedenfalls nicht, aber der Text mit den Fledermäusen gefällt mir gut.

Bestimmte Worte oder Begriffe sind „politisch nicht korrekt“ und so seltsam das in Verbindung mit altbekannten Geschichten, Liedern oder Produkten auch ist, so gut ist es andererseits, immer wieder darüber nachzudenken, was die Nutzung eines Wortes oder Begriffes bei anderen Menschen bewirken kann. Wie würde es sich anfühlen, wenn wir mit Worten bezeichnet werden, die eine negativen Nachklang haben. Können wir uns vorstellen, wie sich das für andere Menschen anfühlt? Damit sind wir beim Thema Empathie und darum geht es im zehnten Kapital des Buches „Focus“ von Daniel Goleman. Wenn wir – zumindest für einen kurzen Moment – die Perspektive anderer Menschen einnehmen und uns auf ihre Gefühle einlassen, können wir vieles ganz anders wahrnehmen und auch Gespräche ganz anders führen.

Und manchmal – wenn man sich trotz aller Bemühungen – in Mißverständnissen verheddert, kommt der Wunsch auf, in den Kopf des Gesprächspartners blicken zu können. Ein alter Menschheitswunsch, den Manfred Schneider in seinem Buch als „Transparenztraum“ bezeichnet. Im zehnten Kapitel dieses Buches setzt Schneider sich mit der heutigen Zeit auseinander. „Endzeiten des Transparenztraums“ hat er das Kapitel genannt und fast am Ende stellt er fest, daß der Mensch heute nicht durchsichtig sondern sichtbar geworden ist. Ein spannender Aspekt, der mir beim ersten Lesen des Buches vor fast zwei Jahren gar nicht aufgefallen ist.

Was wir festhalten können: gute Gespräche brauchen Zeit. Ein guter Grund, warum Udo Marquardt in seinem Buch „Spaziergänge mit Sokrates“ in der Philosphie des Frühstücks dem Brunch den zehnten Abschnitt widmet. Wenn das Leben ein unterbrochener schöpferischer Prozeß ist, müssen wir dann wirklich starr zwischen Frühstück und Mittagessen trennen? Oder können wir sie (in einem Regelbruch) untrennbar vereinbaren – eben im Brunch? Was ist wesentlicher: die Spaltung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder die Idee der Dauer, die Vergangenes bewahrt aber auch Zukünftiges schon in sich trägt?

Beim Stichwort „Regeln“ dürfen natürlich die zehn Gebote nicht fehlen. In einem gewissen Sinne enthalten die zehn Gebote eine kurze Zusammenfassung der Spielregeln unserer Gesellschaft. Ja, vieles haben wir im Laufe der Zeit verändert – aber die Grundlagen sind schon noch erkennbar. Zu diesen Spielregeln paßt der Fragebogen X von Max Frisch gut mit Fragen rund um das Thema „Eigentum“. Es gibt Fragen, die einen – gerade jetzt – sehr nachdenklich machen – auch unter dem Aspekt westlicher oder gar christlicher Werte. Wem gehört die Luft? Wem gehört eigentlich ein Land? Und wollen wir Grenzzäune?

Ich wünsche Ihnen/Euch gute Fragen, gute Antworten und einen schönen 10. Dezember.

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