Am Samstag hatte ich ein „Déjà-lu-Erlebnis“ – nein, das ist kein Tippfehler und nein, ich meine kein Déjà-vu. Es ging wirklich um das lesende Erleben einer Situation, die ich vor kurzem an anderer Stelle gelesen habe.
Im Dezember habe ich im Rahmen des Adventskalenders das Buch „Se una notte d’inverno un viaggiatore“ von Italo Calvino vorgestellt. Ich habe das Buch noch nicht zuende gelesen (reiner Zeitmangel und Ablenkung durch viele gute Bücher), aber der prägende Aspekt war für mich, daß der Leser in einem sehr spannenden Moment feststellt, daß die Geschichte im Buch nicht weitergeht, weil er einen Fehldruck in der Hand hält.
Am Samstag hatte ich mir – als gleichermaßen spannende und entspannende Lektüre für die Pausen an einem langen Unterrichtstag (Dozentenschicksal) – das Buch „Das Museum der Unschuld“ von Orhan Pamuk eingesteckt. Ich saß also in der Mittagspause mit meinem Buch an einem ruhigen Ort und las die Geschichte von Kemal, Sibel und Füsun bis …. ja, bis ich erwartungsvoll vom Ende der Seite 384 – wo es um einen Jeton zum Telefonieren ging – zum Anfang der nächsten Seite schaute und da ging es plötzlich nicht mehr um einen Jeton. Ich dachte zunächst, daß ich vor Müdigkeit (frühes Aufstehen an Kurstagen ist nicht gerade meine leichteste Übung) irgendetwas übersehen oder überlesen hatte. Aber nein. Kemal schildert am Ende meiner Seite 384 daß er einen „gerändelten Je-“ hat und auf der nächsten Seite geht es dann nicht, wie ich erwartete mit „ton“ weiter, sondern mit „nommen und das würde nur sehr schwer zu ertragen sein“.
Ich war einen Moment ratlos. Dann fiel mein Blick unten auf die Seitenzahlen – nach der bereits gelesenen Seite 384 (links unten) kam nämlich (rechts unten) Seite 353. Ich blätterte schnell weiter – wobei ich sofort an das Buch von Italo Calvino dachte. Ja, statt der Seiten 384 bis 416 enthält mein Exemplar zweimal die Seiten 353 bis 384. Das ist mir auch noch nicht passiert und irgendwie witzig, daß es mir gerade jetzt – kurz nach dem Entdecken und Anlesen des genialen Buches von Italo Calvino – passiert ist.
Ich bin noch unschlüssig, was ich jetzt mache. Natürlich hätte ich (aus rechtlicher Sicht) die Möglichkeit ein anderes Exemplar zu bekommen – aber vielleicht sollte ich jetzt erst einmal das Buch von Italo Calvino weiterlesen, was sich dort ergibt, bevor ich den Kaufbeleg heraussuche und irgendetwas unternehme. Und: ganz ehrlich, irgendwie ist es ja auch witzig, einen solchen Fehldruck zu besitzen ….. obwohl ich ja schon gerne wissen würden, was Kemal und Sibel auf den Seiten 385 bis 416 erleben. Es fühlt sich komisch an, das Buch im Wissen dieser Lücke einfach auf Seite 417 weiterzulesen.
Mein Lesezeichen befindet sich jedenfalls noch unverändert auf der ersten Seite 384.
Ein Gedanke zu „Ein Déjà-lu …..“