Ich war schon lange nicht mehr in Köln. Irgendwann im Herbst 2019 zum letzten Mal, damals als ich noch (zumindest gelegentlich) an einem Präsenzsprachkurs Portugiesisch an der VHS Köln teilnahm. Fahrten nach Köln waren schon länger ein teures Vergnügen. Die Bahncard gilt im Prinzip nur im IC/ICE (mit dem entsprechenden Ticket kann man natürlich dann die häufiger fahrenden Nahverkehrszüge nutzen), auch wenn man einen anderen Streckenabschnitt wählt, kann man die Bahncard einsetzen. Ansonsten bleibt nur das (auch nicht gerade günstige) Schöner-Tag-NRW-Ticket. Pro Richtung kostet mich eine Fahrt nach Köln also mindestens 7 Euro, insgesamt mehr als 14 Euro.
Ich wollte also endlich mal wieder nach Köln. Für Donnerstag hatte ich mir folgendes Programm ausgesucht: Fahrt am späten Nachmittag nach Köln, ein Spaziergang durch die Innenstadt zum Rautenstrauch-Joest-Museum (das Museum hat immer am ersten Donnerstag eines Monats bis 22 Uhr auf) – dort Besuch der Ausstellung „I MISS YOU“ über die Hofkunstwerke des Königreichs Benin (oft auch als Benin-Bronzen bezeichnet) und dann Rückkehr nach Wuppertal.
Mein Zug hatte – natürlich – Verspätung (das ist auf der Strecke ziemlich oft der Fall), daher kam ich erst nach 18 Uhr in Köln an. Bei einem kostenpflichtigen Ticket hätte ich mich über die verlorene Zeit vermutlich ein bißchen geärgert, so war es mir relativ egal.
Ich schlenderte also endlich mal wieder – bei bestem Wetter – durch die Kölner Innenstadt. Die Stadt hat sich in den zwei Jahren, die ich nicht da war, schon verändert. Einige Geschäftslokale stehen leer und es gibt mehr Süßwarengeschäfte (ich bin standhaft geblieben und daran vorbei gegangen). Gegen 19 Uhr kam ich beim Museum an. An diesem Abend gab es zufällig eine zusätzliche Veranstaltung in der Ausstellung „I MISS YOU“ – nämlich ein Gespräch mit mehreren Menschen aus dem Königreich Benin zu der Frage, warum sie diese Kunstwerke vermissen. Es war ein für mich glücklicher Zufall und ich konnte dieses Gespräch verfolgen und dann die Ausstellung besichtigen. In dem Gespräch und auch in der Ausstellung habe ich viel über die Kultur des Königreichs Benin gelernt, über die alte Kultur, den Kalender, die Begräbnisriten und zum Beispiel die Tage, an denen man viele Dinge nicht machen darf, weil diese Tage „eken“ sind.
Was ich in der Ausstellung interessant fand: auf einem Tisch lagen viele Abreißblöcke mit Bildern der Gegenstände. Auf diesen Zetteln war jeweils ein Bild des Gegenstands, eine Kurzinfo und ein QR-Code mit dem man mehr erfahren kann. Das ist eine spannende Art und Weise um den Ausstellungsbesuch und die „Nachbereitung“ (oder auch Erinnerung an die Ausstellung) zu verbinden.
Ich war fast zwei Stunden im Museum (das ist für meine Verhältnisse sehr kurz!) und bin dann wieder zum Bahnhof geschlendert. An diesem Abend war der Bahnverkehr tatsächlich etwas chaotisch. Statt auf Gleis 2 fuhr mein Zug auf Gleis 10 (das wurde aber erst kurz vor Abfahrt in der App DB Navigator angezeigt) und der Zug war (natürlich) etwas zu spät.
Trotzdem war es ein guter Abend. Ich wäre ohne das 9-Euro-Ticket nicht nach Köln gefahren und hätte diese Ausstellung vermutlich nicht und das Gespräch an diesem Abend natürlich nicht mitbekommen. Das 9-Euro-Ticket gibt mir die Möglichkeit, solche Fahrten zu unternehmen.