„Die Sommerferien beginnen!
Lies ein Buch, das im Sommer oder in den Ferien spielt!“
Das war eine der Aufgaben der Bookloverchallenge für den Monat Juli. Ich war erst ein bißchen ratlos. Ja, es ist Sommer, aber ich habe keine Ferien und ein Urlaub ist auch nicht geplant. Eher zufällig habe ich in dem Moment das Ebook „Sommerfrische – Kulturgeschichten aus vergangenen Tagen“ angefangen. Ohne es zu vorher zu ahnen hatte ich mein Buch für diese Aufgabe und viele inspirierende Texte für diesen Sommer gefunden. Thomas Stiegler (dem ich auch auf Twitter folge – hier sein Twitteraccount) ist der Herausgeber dieses wunderbaren Buches, viele Autorinnen und Autoren haben Geschichten für dieses Buch geschrieben.
Schon das Vorwort hat mich gepackt. Wo kommt eigentlich unsere Idee von Urlaub her? Was ist eine Sommerfrische? Und was ist der Unterschied? Eine schöne Erläuterung, die mich dazu brachte, dass mein „Nichturlaub“ in diesem Jahr nun keinesfalls ein Nachteil ist, sondern mir (vor allem mit dem 9-Euro-Ticket) eine Möglichkeit gibt, meine eigene „Sommerfrische“ in Ausflügen aus der Stadt in die Umgebung zu gestalten. Ich habe – mit dem Buch im Gepäck – unterschiedliche Ausflüge unternommen. Wandern am Rhein von Bonn-Mehlem nach Remagen, Museumsbesuch (mit der wunderbaren Hexenausstellung) und Spaziergang in Arnsberg, Neanderlandsteig von Velbert nach Heiligenhaus (und zurück) und Ausflug nach Borken und Gemen mit Wanderung an der Borkener und Bocholter Aa – waren meine „Highlights“ im Monat Juli (und ja, ich hatte auch noch andere Bücher dabei). Aber ich hatte immer das Gefühl einen besonderen Sommer zu genießen. Eben den „Sommerfrische-Sommer“.
Liebevoll ausgewählte Gedichte (zum Beispiel von Ringelnatz, Rilke und Fontane) und längere interessante Geschichten über besondere Menschen (Fontane, Thomas Mann) und Orte (Bad Ischl, Bad Teinach) wechseln sich ab. Nichts von dem, was ich gelesen habe, war mir vorher in diesen Einzelheiten bekannt. Interessanterweise konnte ich an vielen Punkten gedanklich anknüpfen – mit eigenen Gedanken, Geschichten und Erinnerungen. In der Geschichte zu Fontane an meinen eigenen Harzurlaub in Wernigerode mit Wanderungen und Ausflug nach Quedlinburg vor ein paar Jahren, in der Geschichte über die Gärten in und um Augsburg an meine kurze Augsburgreise im letzten Jahr, bei der ich auch die Fuggerei besichtigt habe und viele der anderen genannten Orte und bei der Geschichte zu Beethoven an die Beethoven-Ausstellung in Bonn, die ich Anfang 2020 (kurz vor Beginn der Pandemie) besucht habe. Herzlich gelacht habe ich bei der Schilderung einer Urlaubsreise in der viktorianischen Zeit. „Die Kickleburys am Rhein“ von Thackeray werde ich auf jeden Fall lesen (ich war witzigerweise als ich diese Geschichte las selbst am Rhein…..). Die Geschichte zum Bodensee und zur Insel Mainau hat mich an eine kurze Ferienreise kurz vor meinem Abitur erinnert. Mit meiner Mutter und meiner Tante war ich ein paar Tage in Langenargen und von dort aus haben wir (unter anderem) Friedrichshafen, Konstanz und die Mainau besucht. Es war schön, beim Lesen in diesen Erinnerungen zu schwelgen und gleichzeitig mehr über diese Orte zu lernen. Die Geschichte über die Thomas Mann und die kuhrische Nehrung erinnerte mich an ein Buch über die kuhrische Nehrung, dass ich vor langer Zeit gelesen habe (ich kann mich nur leider nicht an den Titel erinnern…..). Schließlich noch die Hirschquelle aus Bad Teinach (ein Mineralwasser, das meine Mutter früher bei Sodbrennen getrunken hat) und die Erwähnung des Orten Calmbach, wo ich einige Ferientage meiner Kindheit und Jugend verbracht habe, da meine Großeltern väterlicherseits und zwei Geschwister meines Vaters dort lebten.
Andere Orte – wie zum Beispiel Bad Ischl oder auch die französischen Küstenstädtchen der Normandie klangen so interessant, dass ich in Gedanken mitgereist bin. So hatte ich eine doppelte Sommerfrische – ich reiste lesend und ich las reisend, auf dem Weg zu meinen eigenen Ausflugszielen.
Es ist die Vielzahl der unterschiedlichen Geschichten, Einblicke und Sommerfrischen, die dieses Buch so besonders macht. Die Geschichten und auch die Texte zu den Dichtern der ausgesuchten Gedichte enthalten liebevolle Details ohne zu lang oder gar langweilig zu sein. Sie informieren ohne belehrend zu wirken und sie lassen den Genuß der Sommerfrische von der Seite zum Leser und zur Leserin springen. Zusätzlich gibt es nach jeder Geschichte noch weitere Informationen und Links, was ich wirklich gut finde. Ein wirklich schönes Sommerbuch!