Bei der Zahl dreizehn denke ich sofort an „Freitag den Dreizehnten“. Wohl kaum eine Zahl ist so stark mit der Idee von Glück oder Unglück verbunden. Faszinierend und gleichzeitig rätselhaft.
Wenig glücklich war wohl auch die Vorgehensweise von Dornröschens Eltern. Zwölf goldene Teller, zwölf geladene Gäste – was auf den ersten Blick normal und sinnvoll aussieht, stellt auf den zweiten Blick eine große Ausgrenzung dar: dreizehn Feen und nur zwölf werden eingeladen? Ich kann mir gut vorstellen, daß die dreizehnte Fee die Aufregung um die Einladung und die Vorfreude der Eingeladenen mitbekommen hat. Kein Wunder also, daß sie doch noch – wenn auch ungeladen – erscheint. Ihr „Geschenk“ für Dornröschen ist allerdings weniger schön – mit fünfzehn soll sich Dornröschen an einer Spindel stechen und tot umfallen. Die zwölfte Fee (und das ist Glück im Unglück) mildert die Verwünschung ab – aus dem Tod wird ein hundertjähriger Schlaf und ganz am Ende geht dann alles gut aus. Glück oder Unglück – was ist hier stärker?
Auch Walter Moody ist in Elearnor Cattons „The Luminaries“ ein ungebetener dreizehnter Gast. Zwölf Männer treffen sich am 27. Januar 1866 in einem Hotel im neuseeländischen Hokitika um mehrere ungewöhnliche Vorfälle (darunter das Verschwinden eines wohlhabenden Mannes) aufzuklären. Alle haben irgendwie mit den Vorfällen zu tun und wollen ihr Wissen zusammentragen, aber Walter Moody platzt völlig ungeplant in dieses Treffen. Und doch ist es ein Glücksfall für diese zwölf, daß er sein Wissen mit ihnen teilt. Gemeinsam finden sie – am Ende einer langen und spannenden Geschichte – heraus, was wirklich passiert ist.
Ist es Glück oder Unglück, wenn man in ein Kaninchenloch fällt und damit zum ungeladenen Gast einer Teegesellschaft wird? Wie würde Alice im Wunderland diese Frage wohl beantworten? Rechnen ist jedenfalls nicht ihre starke Seite, denn mit der Rechnung „vier mal fünf ist zwölf, und vier mal sechs ist dreizehn“ schleicht sie sich zusammen mit Lewis Carroll in den heutigen Beitrag.
Kann man gleichzeitig sorgfältig und gleichgültig schreiben? Und sind wir gleichzeitig die Darsteller und Zuschauer in einem Melodram? Ja, so schreibt es Bernardo Soares in Fernando Pessoas Das Buch der Unruhe und kippt damit etwas Wasser in den Wein.
Das klingt zunächst negativ, es muß aber nicht negativ sein. Unsere Stimmungen hängen ganz eng mit unseren Krisen und unserem Scheitern zusammen. Das Zusammenfallen persönlicher und gesellschaftlicher, ökonomischer und kultureller Krisen zeigt uns deutlich, daß bisherige Auswege nicht funktionieren, daß es keine Sicherheiten gibt. Dies ist gleichzeitig die Chance für uns, neue Wege zu entdecken. Was in Kapitel 13 des Buches „Miese Stimmung“ von Arnold Retzer als zusammenfassender Abschluß des Buches gedacht ist, paßt auch für diesen Beitrag. Es ist oft eine Frage der Perspektive, ob wir etwas als gut oder schlecht, als Glück oder Unglück erleben und wie wir dann damit umgehen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen/Euch einen wunderbaren 13. Dezember mit vielen glücklichen und schönen Momenten!
Ein Gedanke zu „13. Dezember – die dreizehn“