21. Dezember – die einundzwanzig

Mit einundzwanzig Jahren war man früher (endlich) volljährig und gleichzeitig steht die einundzwanzig auch für drei Wochen. Ja, und seit drei Wochen schreibe ich hier schon und verbinde Zahlen und Texte.

Wir nähern uns mehr und mehr den Feiertagen und was paßt da besser als ein Text über ein Fest. In der einundzwanzigsten Fabel von Jean de La Fontaine mit dem Titel „Die Stadtmaus und die Landmaus“ lädt die Stadtmaus die Landmaus zu einem festlichen Essen ein. Das Essen ist köstlich aber nicht sorgenfrei, denn die beiden Mäuse werden beim Essen gestört. Es ist zwar nur blinder Alarm – aber die Frage nach der Entscheidung zwischen Genuß und Gefahr steht im Raum. Wie gut, daß es nur blinder Alarm war.

Aber: bilden wir uns Probleme und Gefahr manchmal nicht einfach nur ein? Wie groß ist die Macht der Phantasie? Wie entstehen unsere Vorstellungen? Mit diesem spannenden Thema befaßt sich Montaigne in seinem Essay einundzwanzig mit dem Titel „Über die Macht der Phantasie“ im ersten Buch. Sagt die Phantasie etwas über die Wirklichkeit oder über einen selbst? Ein Beispiel führt Montaigne selbst an: wenn Menschen in seiner Gegenwart ständig husten, dann überfällt auch ihn ein Hustenreiz. Tatsächlich krank oder Macht der Phantasie? Eine spannende Frage!

Diese Frage führt uns auch gleich zur „Kontrollillusion“ im einundzwanzigsten Kapitel der 150 Aha-Experimente von Serge Cicotti. Fühlen wir uns besser, wenn wir meinen, etwas kontrollieren zu können? Wenn wir selber am Steuer eines Autos sitzen, ein Los auswählen oder Zahlen für Lotto selber bestimmen? Auch hier werden wir – irgendwie – von der Macht unserer Vorstellungen geblendet.

Dazu paßt wiederum die einundzwanzigste Fabel von Iwan Krylow. Die Tiere erschlugen den Bären auf freiem Feld und teilten sich die Beute. Auch der Hase war dabei und riß an einem Ohr des Bären. Die Tiere hatten den Hasen aber während der gemeinsamen Jagd überhaupt nicht gesehen. Doch der Hase hatte eine gute Erklärung parat: er hatte den Bären aufgeschreckt und gestellt. Welche Prahlerei – und doch bekam der Hase das Ohr des Bären.

Ja, so geht es wohl oft und manchmal ärgern wir uns auch darüber. Aber für den 21. Dezember wünsche ich Ihnen/Euch einen wunderbaren Tag, der uns allen die schönen Seiten der Phantasie zeigt und uns gelassen mit allen anderen Dingen umgehen läßt.

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