23. Dezember – die dreiundzwanzig

Mit der dreiundzwanzig läute ich die vorletzte Runde des diesjährigen Adventskalenderprojekts ein. Ich schwanke zwischen Wehmut und Erleichterung. Wehmut, daß die Adventszeit schon fast wieder vorbei ist und Erleichterung, daß ich bis jetzt jeden Tag etwas (hoffentlich Interessantes) geschrieben habe. Bei mancher Zahl war das gar nicht so einfach.

Zur dreiundzwanzig sind mir aber ganz schnell ein paar spannende Gedanken gekommen. Die dreiundzwanzig ist nämlich die Lösung für ein Problem. Ein Problem, das Christian Morgenstern in seinen Galgenliedern sogar mit dem Titel „Das Problem“ versehen hat. Nämlich ein Problem, das der Zwölf-Elf mit seinem Namen hat. Ein nachvollziehbares Problem. Und dieses Problem löst der Zwölf-Elf in dem er sich fortan Dreiundzwanzig nennt.

Ein Problem ist oft auch, wie wir uns bei Streit und Widerspruch verhalten. Arthur Schopenhauer hat für diese Fälle ein Büchlein mit dem Titel Eristische Dialektik oder Die Kunst, Recht zu behalten geschrieben. Im Kunstgriff dreiundzwanzig befaßt Schopenhauer sich mit der Übertreibung. Um Recht zu behalten kann es – aus seiner Sicht – sinnvoll sein, den Gegner durch Widerspruch zur Übertreibung zu reizen. Schopenhauer warnt uns jedoch auch davor, uns vom Gegner zur Übertreibung verleiten zu lassen.

Ist das, was D 503, Bürger des Einzigen Staates in der Eintragung dreiundzwanzig schildert eine Übetreibung oder nicht? D 503 träumt von Romantik und Liebe – Dinge, die es im Einzigen Staat nicht gibt. Nicht umsonst sagt seine Bekannte genau dort zu ihm, daß er anomal und krank aussieht – wobei für sie Anomalität und Krankheit dasselbe sind. Was aber, wenn man in einem totalitären Staat, der weder Gefühle noch Seelen kennt, plötzlich eine Seele entwickelt? Darum geht es in dem Roman „Wir“ von Jewgenij Samjatin.

Wie passend, daß Epiktet im dreiundzwanzigsten Spruch im Buch vom geglückten Leben empfiehlt den Blick nach innen zu richten.

Und dann? Dann können wir – wie in Psalm dreiundzwanzig – darauf hoffen, daß alles gut wird.

In diesem Sinne möchte ich Ihnen/Euch einen fröhlichen und hoffnungsvollen 23. Dezember wünschen – voller Vorfreude auf die bald kommende Weihnachtszeit.

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