17

Es gibt Menschen, die Lieblingszahlen haben. Für meine Mutter war eine dieser Lieblingszahlen die 17. Es läßt sich auch gut erklären, warum die 17 so wichtig für sie war. 1956 ist sie mit 17 Jahren kurz vor Weihnachten aus der DDR geflüchtet. Damals war das noch „relativ einfach“ – sie mußte nur in Ost-Berlin in eine Bahn (vermutlich war es eine S-Bahn, aber wir konnten das nicht sicher klären) einsteigen, die zwischendurch in West-Berlin hielt. Ihr älterer Bruder, der schon im Westen war, hatte sie informiert und war auch im Zug – in Sichtweite, aber nicht bei ihr. Sie hatte nur einen kleinen Pappkoffer dabei, den ich noch habe. Ähnliche Exemplare habe ich in der Ausstellung im Notaufnahmelager Marienfelde gesehen, in dem meine Mutter auch zunächst untergebracht war. Mit 17 alleine flüchten? Ich fand und finde das sehr mutig – aber für sie war es immer eine gute Entscheidung. In ihrem ganzen Leben war sie immer irgendwie noch 17.

17 und 4 haben wir früher oft gespielt – meine Mutter hat das Spiel sehr gerne gespielt (bei dem Namen nicht verwunderlich, oder?) und auch ziemlich oft gewonnen.

In diesem Zusammenhang auch sehr passend – es gibt einen 17-Kräuter-Weg – passend deswegen, weil meine Mutter immer gerne gewandert ist. Jedenfalls klingt der Weg interessant (und Kräuter mag ich ohnehin).

Von 17 Kräutern zu 17 Silben. Daraus besteht nämlich ein Haiku – eine traditionelle japanische Gedichtform, die mittlerweile weit verbreitet ist. Selbst auf Twitter habe ich gelegentlich schon Haikus gesehen.

Die 17 steht aber auch für das erste staatsrechtliche Dokument Japans, die sogenannte 17-Artikel-Verfassung, die wohl ursprünglich im Jahr 604 verfaßt wurde. Die heute noch bekannte Fassung ist wohl etwas später entstanden, aber immer noch sehr alt. Die Inhalte dieser 17 Artikel finde ich sehr interessant – der Wunsch nach Harmonie in Ziffer 1, im Wissen, das nicht alle Menschen intelligent sind (es ist etwas deutlicher ausgedrückt….), die Regel, dass man das bessern soll, was schlecht ist und das bestärken, was gut ist (Ziffer 6), der Umgang im guten Glauben miteinander (Ziffer 9), der Gedanke der gerechten Belohnung (Ziffer 11) und in Ziffer 17 zuletzt, dass ein Mensch alleine keine wichtigen Entscheidungen treffen sollte. Gerade in diesen Punkten stecken sehr viele gute und spannende Gedanken.

Und damit wünsche ich Euch und Ihnen einen harmonischen Abend!

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