48

Die 48 hat relativ viel mit persönlichen Erlebnissen und Interessen zu tun. Es fällt mir daher ein bißchen leichter, etwas über diese Zahl zu schreiben als bei anderen Zahlen.

Während meiner Studienzeit in Lüttich (auch schon ewig lange her) bin ich immer mit der Linie 48 von der Innenstadt zur Uni gefahren. Mein Studiengang war nicht im Unigebäude in der Innenstadt untergebracht, sondern einige Kilometer außerhalb von Lüttich, „oben“ auf dem Sart Tilman. Ich hatte also (fast) jeden Tag eine relativ lange Busfahrt vor mir – eben mit der 48, die zu Stoßzeiten schon ziemlich voll war.

Charles Dickens, ein Schriftsteller dessen Werke ich immer sehr gerne gelesen habe, wohnte in der Doughty Street 48 in London als er das Buch „Oliver Twist“ schrieb. Heute ist in dem Haus mit der Nummer 48 passenderweise das Charles-Dickens-Museum untergebracht. Definitiv ein Ort, der mich sehr interessieren würde.

Ein (fiktiver) Ort, der mich auch – vor allem für einen Ausflug – interessieren würde ist „Mansfield Park“, der elegante Herrensitz aus dem gleichnamigen Roman von Jane Austen. Dort kommt Fanny Price, die arme Nichte von Sir Thomas Bertram und seiner Frau Lady Bertram, mit 10 Jahren an. Der Roman schildert in 48 Kapiteln ihr Leben an diesem Ort. Manches ist „schwierig“ – die schäbige Behandlung durch die Tante Norris (verwitwete Schwester ihrer Mutter), aber auch der Umgang der Cousinen Maria und Julia, die sie deutlich spüren lassen, dass sie nicht „dazugehört“. Aber Fanny sieht das Positive und – Ende gut, alles gut – erlebt nach einer schwierigen Zeit etwas Positives. Ein Klassiker halt!

Hat schlechte Behandlung etwas mit Macht zu tun? Beim Roman „Mansfield Park“ liegt der Gedanke nahe. Die wohlhabende Familie Bertram hat „Macht“ gegenüber der armen Nichte/Cousine Fanny und einige Familienmitglieder (glücklicherweise nicht alle) zeigen das auch. Warum ich dieses Thema anspreche? Es gibt das Buch „48 Gesetze der Macht“ von Robert Greene. Ich habe es bisher nicht gelesen, auch nicht gekauft. Ich finde den Gedanken einerseits interessant, die konkreten Gesetze (so wie ich sie hier aufgelistet gesehen habe) eher abschreckend. Es mag sicherlich gut sein, solche Methoden zu erkennen oder zu durchzuschauen, es würde für mich aber nicht passen, solche Methoden anzuwenden.

Interessanterweise gibt es ein Buch Brecht und die Macht. Das ist gerade deswegen besonders interessant und passend, weil Brecht 48 fertige Dramen hinterlassen hat. Ich kenne davon bisher nur wenige – ein paar (zumindest teilweise) aus der Schulzeit, ein paar weil ich sie später im Theater gesehen (und zumindest teilweise) für meine Vorbereitung auf den Theaterbesuch gelesen habe. Manche der Stücke sind für mich verwirrend, aber sie sind immer interessant. Insofern ist es sehr schade, dass ich bei meinem bisher einzigen Augsburgbesuch nicht einmal im Brecht-Haus war.

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen positiv verwirrenden und damit anregenden Abend.

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