R: „Arsène Lupin, gentleman-cambrioleur“ von Maurice Leblanc

Eine Aprilaufgabe der Bookloverchallenge war es, einen Reihenauftakt zu lesen. Ich war zunächst unentschlossen (wie so oft bei zu vielen guten Büchern). Aber dann habe ich mich für Arsène Lupin von Maurice Leblanc entschieden und – weil es der Reihenauftakt sein sollte – für das erste Buch, in dem Arsène Lupin auftaucht, also Arsène Lupin, gentleman-cambrioleur.

Interessanterweise ist das erste Buch kein Roman im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Sammlung kürzerer Geschichten, in denen die Anfänge von Arsène Lupin geschildert werden. Passend zu den beiden anderen Büchern, die ich diesen Monat für die Bookloverchallenge gelesen habe, spielt die allerste Geschichte auf einem Schiff. Auf dem Schiff verschwinden Wertgegenstände und es wird gemunkelt, dass der Gauner Arsène Lupin an Board ist. Ja, ist er. Allerdings wäre ich nicht darauf gekommen, wer er ist. Erst als sein Gegner Inspektor Ganimard ihn am Ankunftsort erwartet und festnimmt, war es für mich klar.

Arsène Lupin ist ein charmanter, intelligenter und gewiefter Gauner, der es vor allem auf sehr wertvolle Stücke reicher Menschen abgesehen hat. Seine Methoden sind interessant und (fast schon glücklicherweise) ist er immer ein kleines bißchen schlauer als Ganimard.
Es waren schöne Geschichten, die durchaus Lust auf mehr machen (einige der folgenden Bände sind wohl tatsächlich Romane). Vor allem sind es im wesentlichen Geschichten ohne Gewalt. Es geht immer eher um den „Weg“ als um den Raub oder Diebstahl und oft tritt Arsène Lupin auch als ein Gauner auf, der trotz allem Gutes im Schilde führt. Nach den Erzählungen seiner frühen Geschichten und „Jugendsünden“ bin ich jetzt tatsächlich gespannt, was im nächsten Band passiert.

R: „Eighty Days“ von Matthew Goodman

Nach der Lektüre von Jules Verne „Le tour du monde en 80 jours“ folgte dann das eigentliche Wunschbuch, „Eighty Days“ von Matthew Goodman.

Nellie Bly ist eine junge amerikanische Journalistin, die in den 1880er Jahren unbedingt in New York Fuß fassen will. Frauen sind als Journalistinnen zu diesem Zeitpunkt noch eher unüblich. Aber sie schafft es. Zunächst arbeitet sie vor allem „under cover“ – so läßt sie sich zum Beispiel in eine Irrenanstalt einweisen, um die dort herrschenden Zustände aufzudecken. Irgendwann hat sie die Idee, die Reise aus dem Buch von Jules Verne tatsächlich alleine nachzureisen. Ihre Zeitung (die von Joseph Pulitzer gegründete World) ist zunächst nicht so begeistert. Aber einige Zeit später greift man die Idee doch auf. Am 14. November 1889 startet sie von New York aus mit einem Schiff nach Europa.
Das ist in dem Moment ein großes Medienereignis und eine der konkurrierenden New Yorker Zeitungen, nämlich „The Cosmopolitan“ möchte mithalten. Deshalb schickt man auch dort eine junge Journalistin auf den Weg – Elisabeth Bisland reist in umgekehrter Richtung, also zunächst mit dem Zug nach Kalifornien.

Matthew Goodman schildert im Buch die Geschichten beider Frauen – ihre Herkunft, ihren Werdegang und ihre Reiseetappen. Anfangs lagen meine Sympathien ganz klar bei Nellie Bly. Schließlich hatte sie die Idee und ich fand es irgendwie „unfair“, dass jemand ohne ihr Wissen gegen sie antrat. Zur Mitte des Buches hin veränderte sich das. Elizabeth Bisland schien die Reise – trotz der Kürze der Zeit – zu genießen, die Einblicke in fremde Länder und Kulturen. Für Nellie Bly schien die fremde Umgebung eher ein notwendiges Übel zu sein, sie wollte eigentlich nur so schnell wie möglich nach New York zurück. Irgendwie fehlte ihr plötzlich die Neugier, die ich vorher bei ihr als Journalistin erlebt hatte.

Daheim in New York fand die World spannende Wege, die Reise zu vermarkten und so die Auflage zu steigern, obwohl man von der Reise selbst relativ wenig mitbekommen konnte. Am Ende kam Nellie Bly zuerst in New York an – nach 72 Tagen (die Zeit wurde damals sehr genau gemessen – in Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden). Ein paar Tage später erreichte auch Elizabeth Bisland das Ende der Reise.

Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Es war gleichzeitig eine Zeitreise durch die Anfänge des weiblichen Journalismus, weibliche Alleinreisen, damalige Reisemöglichkeiten und die Welt zu dieser Zeit. Die Gegenüberstellung dieser so unterschiedlichen Frauen und ihrer entgegengesetzten Reisewege war unglaublich spannend. Wirklich ein richtig gutes Buch!

R: „Le tour du monde en 80 jours“ von Jules Verne

Es ist gar nicht so schlecht, wenn man die „Lesepflichten“ oder eher „Lesewünsche“ für unterschiedliche Aktivitäten bündeln kann. Weltreise war das Thema der Bücherbar für den Monat April und auch dort durfte jede/jeder das lesen, was ihr/ihm gefiel. Ich hatte für mein Blogprojekt zwei Bücher entdeckt, die mich reizten. Ein Fund war „Eighty Days“ von Matthew Goodman, der die Reise von Nellie Bly und Elizabeth Bisland rund um die Welt in einem Buch dargestellt hat. Was hat das jetzt mit dem Buch von Jules Verne zu tun? Aus meiner Sicht gab es zwei Gründe:
(1) Ich habe das Buch von Matthew Goodman überhaupt nur gefunden, weil ich nach „In 80 Tagen um die Welt gesucht habe“.
(2) Nellie Bly wollte die fiktive Reise von Phileas Fogg, dem Romanhelden von Jules Verne, in der Praxis nachreisen.
Deswegen habe ich zunächst das Buch von Jules Verne gelesen.

Jules Verne habe ich bisher vor allem mit dem Thema Science Fiction in Verbindung gebracht. Da das nicht „mein Thema“ ist, habe ich einen großen Bogen um seine Werke gemacht. Aber in dem Roman „In 80 Tagen um die Welt“ geht es tatsächlich um eine Reise um die Welt. Mit dem Bau des Suezkanals wurde Reisen schneller. Das Buch ist nur ein paar Jahre nach dem Kanalbau erschienen.

Der sehr prinzipientreue Engländer Phileas Fogg wettet in seinem Club, dass er es schafft, diese Reise um die Welt in 80 Tagen zu schaffen. Wetteinsatz ist die Hälfte seines Vermögens, die andere Hälfte nimmt er auf die Reise mit. Zusammen mit seinem neuen Diener Passepartout (etwas neugierig und vor allem mit der Gabe, Fettnäpfchen mitzunehmen) macht er sich auf den Weg. Über die Orte auf der Reise erfährt man gar nicht so viel. Passpartout ist wenigstens noch etwas neugierig, Phileas Fogg interessiert sich nur für die Weiterreise, nicht für die Schönheiten oder Besonderheiten der Orte.
Das Ende (ich möchte es hier nicht verraten) fand ich überraschend.

Insgesamt: kein schlechtes Buch, aber auch kein wirkliches Highlight.

122

Die 122.
Eine schwierige Zahl.
Aber die üblichen Verdächtigen helfen.

Ein Thriller – jemand, der seine „Aufträge“ nach 122 Regeln der Psychologie abarbeitet, weshalb das Buch auch treffenderweise 122 Rules heißt.
Ein Krimi mit dem Titel Zimmer 122.

122 Wanderungen in den Berchtesgadener Alpen (ein paar davon würden mich schon interessieren, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass ich das in halbwegs naher Zukunft unternehmen werde).
Eine Wanderung über das Plateau der Rhön (da war ich auch noch nicht), die – wenn man die östliche Route nimmt – 122 km lang ist.

Für die 122 noch ein Highlight für mich persönlich eher etwas Angsteinflößendes – die Französin Jeanne Calment ist 122 Jahre alt geworden und war damit einige Zeit der älteste lebende Mensch. Ich hoffe, dass sie dieses hohe Alter als Geschenk erlebt hat.

Dazu paßt wiederum O Welt, ich muß dich lassen von Johannes Brahms (Opus 122).

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen guten und hoffnungsvollen Abend.

121

Die 121.
Eine Zahl, zu der ich tatsächlich relativ viel gefunden habe (und nicht nur bei den „üblichen Verdächtigen“).

Es gibt ein altes Cluetrain-Manifest mit 95 Thesen und ein neues Cluetrain-Mainfest (von 2015) mit 121 Thesen. Was sich verändert hat? ich weiß es nicht. Aber ich finde den Gedanken interessant, dass alle paar Jahre ein „paar“ neue Thesen dazukommen.

Ein Buch mit dem Titel 121 First Dates? Ja, gibt es. Aber es kein Buch, dass ich jemals lesen werden, das Thema hat nichts mit meinem Leben zu tun.

Was mich tatsächlich interessiert: die Liste der 121 besten indischen Bücher in englischer Sprache. Ich habe erst vor ein paar Wochen deutlich festgestellt, wie wenig ich über die Literatur anderer Länder oder Kontinente weiß. Es ist erbämlich wenig und solche Listen können da – als „Fundgrube“ – durchaus hilfreich sein.

Im oberbayrischen Polling gibt es eine Künstlersäulenhalle (mit dem Namen Stoa 169) die aus 121 Säulen besteht – jede Säule wurde von einem anderen Künstler/einer anderen Künstlerin gestaltet. Die Säulen (und auch die Künstlerinnen und Künstler) kann man hier sehen.

121 Spielfelder hat das Spiel Sternhalma. Ich habe als Kind oft mit meiner Mutter Halma auf einem solchem Brett gespielt – anfangs hat sie gewonnen, später habe ich mir ihre Spielzüge abgeschaut……

Abschließen möchte ich mit Psalm 121. Gerade in den letzten Jahren haben die Zeilen „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“ mich oft in schwierigen Zeiten begleitet. Und ja, es gab zu oft Zeiten, die diese Zeilen benötigten.

Deshalb wünsche ich Euch und Ihnen jetzt einen sorgenfreien und gut behüteten Abend.

120

Die 120.
Wieder eine runde Zahl. Wieder ein Monatsende. Wie lange werde ich noch durchhalten?

Durchhalten ist manchmal auch beim Lesen ein wichtiges Thema. Für so manches dickere Buch habe ich – über Tage, Wochen oder Monate hinweg – ziemlich lange gebraucht. Manchmal, weil ich den jeweiligen Text erst sacken lassen mußte, manchmal, weil ich parallel so viel anderes gelesen habe. Gerade deshalb finde ich es lustig, dass es eine Liste der besten Bücher unter 120 Seiten gibt. Ist das überhaupt schon ein Buch?? Aber egal, es ist eine 120!

Für mich paßt dann eher die Sammlung der 120 nützlichen Sätze beziehungsweise Redewendungen in der englischen Sprache.

120 Jahre leben? Für mich bitte nicht. Aber falls sich jemand dafür interessiert – hier gibt es ein Buch dazu!

Eine Hommage von Schlingensief an Fassbender? Ja, gibt es – und zwar unter dem Titel Die 120 Tage von Bottrop. Ich rätsele noch, warum es ausgerechnet Bottrop ist …..

Aber egal. 120 Tage dauerte übrigens die Belagerung von Lille im Jahr 1708, nämlich vom 12. August bis zum 10. Dezember.

Abschießen möchte ich den heutigen Beitrag mit dem Marquis de Sade und seinem Werk Die 120 Tage von Sodom. Nichts für mich, aber für die 120 durchaus passend. Tja, was man nicht so alles findet…..

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen fröhlichen Abend.

119

Die 119.
Was für die 118 galt, gilt im Prinzip auch hier.
Ein Wanderweg, der 119 km lang ist – der Teil des Nord-Süd-Trails von Sylt nach Flensburg. Sylt kenne ich immerhin, Flensburg und alles, was nördlich von Kiel ist, allerdings nicht.

Etwas näher bei mir ist der Weyerbuschturm – er befindet sich nämlich am Nützenberg in Wuppertal (nicht weit von meiner früheren Schule entfernt). 119 Stufen hat dieser Turm.

Zimmer 119 (oder genauer Room 119) liefert uns einen Thriller.

Im Luxushotel Beau Rivage in Genf gibt es heute eine Suite mit der Nummer 119/120. Dort verbrachte die Kaiserin Elisabeth (vielen als „Sisi“ bekannt) die letzte Nacht ihres Lebens.

Die 119 hat aber noch ein absolutes Highlight – die 119 bisher gefundenen niederländischen Sprichwörter, die im Gemälde Die niederländischen Sprichwörter von Pieter Bruegel stecken. Ich mag das Gemälde sehr. Vor allem, weil es so viele spannende Dinge enthält. Schließlich könnte man sich mit jedem der einzelnen Sprichwörter selbst schon länger beschäftigen.

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen interessanten und anregenden Abend.

118

Die 118.

Ab einer bestimmten Zahlenhöhe wird es schwieriger, Dinge zu finden. Interessanterweise funktionieren drei Kategorien ganz gut – Länge von Wanderwegen, Zimmernummern und Bücher.

Ich fange also auch bei der 118 mit den Wanderwegen an.
Die römische Ausoniusstraße von Trier nach Bingen ist heute der Ausoniusweg mit einer Länge von 118 km. Spannend, dass man so auf den Spuren der „alten Römer“ wandern kann.
Im Schwarzwald gibt es den 118 km langen Schluchtenweg, der unter anderem durch die Wutachschlucht führt. Auch das ein sehr interessanter Weg.

Zimmer? Irgendwie schon. Denn es gibt dieses merkwürdige Video über die (angeblichen) Geschehnisse in Zimmer 118 in einem Motel. Immerhin: das mit der Zimmernummer funktioniert ziemlich oft.

Bücher? Ja, auch Bücher.
In Protocole 118 geht es um einen blutigen Mord an einer jungen Studentin. Vielleicht etwas zu viel Blut und Gewalt für mich.
Und dann gibt es noch 118, rue Terminale. Auch hier geht es anscheinend um Mord und um die Menschen, die einen Innenhof in einer großen Stadt bewohnen. Nicht unspannend, oder?

Noch etwas „Besonderes“? Ja, denn es gibt auch Opus 118 Harlem School of Music (wohl auch oft nur als Opus 118 bezeichnet). Opus 118 fördert den Musikunterricht für Kinder (vor allem in New York) – eine wichtige Aufgabe und daher auch hier erwähnenswert!

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen fröhlichen und wohlklingenden Abend.

117

Die 117.

Eine merkwürdige Geschichte, die im Buch Murder in Room 117 von Arthur Kent stecken soll. Es geht um den Mord an dem US-amerikanischen Botschafter Adolph „Spike“ Dubs in Kabul im Jahr 1979. Wenn man Arthur Kent folgt, dann hängt dieser Vorfall wohl eng mit den darauffolgenden unruhigen Jahrzehnten in der Region (und auch den Folgen für die ganze Welt) zusammen. Spannend. Wobei ich nicht weiß wieviel davon „echte“ Geschichte ist und wieviel davon Theorie oder Fiktion.

Dazu paßt wiederum der französische Geheimagent mit dem „Namen“ OSS 117, der von Jean Bruce geschaffen wurde. Ich muß zugeben, dass ich beiden noch nie „begegnet“ bin (obwohl ich schon ziemlich viel Zeit in französischen und französischsprachigen Buchhandlungen verbracht habe), aber vielleicht bin ich an dem Regel mit dem Genre auch einfach zu schnell vorbeigegangen…..

Eine ganz andere 117, in der es um benachteiligte Kinder und Schule geht – viel mehr habe ich leider nicht herausfinden können, aber es paßt zur 117 – das Buch Room 117 von Khristian Kay.

Schön sind die Bilder der sechs Menschen, die ihre Fotografien auf der Seite Zimmer 117 veröffentlichen. Besonders schön und poetisch ist die Seite über das Projekt und die Menschen.

Der merkwürdigste Fund führte über eine französische Spur zu einer niederländischen Seite (in englischer Sprache) und von dort zu einem Menschen, der lange in Göttingen in einer Klinik „gelebt“ hat. Er malte die Wände seiner engen Zelle aus und schaffte so ein Raumkunstwerk. Eine in vielerlei Hinsicht tragische Geschichte.

Gerade deshalb wünsche ich Euch und Ihnen einen Abend voller Hoffnung und guter Gedanken und Gefühle.

116

Die 116.
Ich bin schon ziemlich weit gekommen. Finde ich.

Und ja, weit ist ein ziemlich gutes Stichwort.
116 km lang ist der Römerkanal-Wanderweg, den ich bei meiner Suche ganz zufällig entdeckt habe. Ein Weg, den ich sicher mal – zumindest in Teilen – „ausprobieren“ werde. Irgendwann.

116 fehlende Seiten? Was nach einem Roman klingt (ich denke dabei sofort an Italo Calvinos Se una notte d’inverno un viaggatoreWenn ein Reisender in einer Winternacht) ist tatsächlich – so wird es zumindest berichtet – der Verlust von 116 Seiten des Buches der Mormonen. Einfach verloren gegangen? Oder gar gestohlen? So richtig weiß es wohl niemand – aber die Geschichte an sich klingt schon spannend. Und immerhin: sie paßt zur 116.

Ob Casanova die Mormonen gemocht hätte? Der Gedanke der Vielehe hätte ihn vielleicht weniger abgeschreckt als die „traditionelle“ Ehe. Was Casanova hier zu suchen hat? Nun, er hat in seinen Memoiren 116 Frauen namentlich erwähnt.

Und wenn wir schon einmal beim Thema Liebe (oder Beziehung) sind, dann beende ich diesen Beitrag mit einem Verweis auf Shakespeares Sonnet 116 (deutsche Fassung hier) – ein wunderschönes Sonnet!

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen wunderschönen Abend.