03.02.1870: Zusatzartikel 15 bringt in den USA ein „neues“ Wahlrecht

Wenn ich an Wahlen denke, dann sind die Begriffe „Freiheit“ und „Gleichheit“ für mich untrennbar verbunden (wobei es noch einige andere wichtige Begriffe gibt).

Für das Thema „Gleichheit“ ist der 03.02.1870 ein wichtiger Tag. Am 03.02.1870 tritt in den USA deer 15. Zusatzartikel in Kraft, der eine Beschränkung des Wahlrechts aufgrund von Rassenzugehörigkeit, Hautfarbe oder vormaligem Dienstbarkeitsverhältnis untersagt. Ein wichtiger Schritt so kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs – auch wenn Freiheit und Gleichheit im Alltag damit noch lange nicht erreicht waren, so war dieser Schritt doch wichtig. Dieser Schritt betraf allerdings nur Männer, das Wahlrecht für Frauen wurde (wie auch in Europa) erst zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt.

01.02.1998 – Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten

Der Schutz von Minderheiten ist ein wichtiges Thema in einer Demokratie. Und genau am 1. Februar 1998 trat das erste Übereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten in Kraft.

Schon die Präambel dieses Übereinkommens führt aus, warum Minderheitenschutz wichtig ist – für den Frieden, die demokratische Sicherheit und für ein Klima von Toleranz und Dialog, in dem kulturelle Vielfalt eine Bereicherung ist. Wichtig sind in dieseem Zusammenhang nicht nur die Diskriminierungsverbote sondern auch die Sprachenrechte und das Recht auf grenzüberschreitenden Kontakt mit Menschen derselben kulturellen Identität.

Das mag uns heute vielleicht einfach und selbstverständlich erscheinen, für den Minderheitenschutz sind dies wichtige Aspekte. Wer mehr darüber wissen möchte, wird hier fündig.

Ein guter Schritt und ein wichtiges Thema – trotzdem sollten wir uns nicht mit dem Blick auf „nationale“ Minderheiten begnügen. Nur da, wo Minderheiten generell ausreichend geschützt sind, ist Meinungsfreiheit und damit Demokratie wirklich möglich.

30.01.1648 – der spanisch-niederländische Frieden

Eine Frage der Perspektive! Wahrscheinlich kann man für jeden beliebigen Tag auf der „Wanderung durch die Geschichte“ gute und schlechte Ereignisse finden, einen positiven und einen negativen Blickwinkel einnehmen. Trotzdem berühren mich die Geschichten, die ich zum heutigen Tag gefunden habe, gerade etwas stärker – gerade unter dem Aspekt „Grundrechtsgedanken“. Es ist eine sujektive Auswahl – denn vermutlich hätte ich noch viele andere Ereignisse und Geschichten finden können.

Auf den ersten Blick überwiegt der traurige, negative Teil. Denn am 30.01.1933 ergreift Hitler die Macht, am 30.01.1943 werden die Geschwister Scholl vom Hausmeister der Münchener Universität verraten und am 30.01.1948 stirbt Gandhi.

Aber ich kann auch anders auf diesen Tag blicken: am 30.01.1648 endet – nach 80 Jahren – der spanisch-niederländische Krieg mit einem Friedensvertrag. Diese Zeit ist für viele von uns vermutlich mit Schillers „Don Carlos“ und Goethes „Egmont“ verbunden, so können wir auch heute mit den Namen Graf von Egmond, Graf von Hoorn, Herzog von Alba und Don Carlos „etwas anfangen“. Mit dem Friedensvertrag vom 30.01.1648 entstehen schließlich die Niederlande und die durchaus „dunkle Zeit“ des 30jährigen Krieges endet im selben Jahr mit dem Westfälischen Frieden.
Auch später kommen dunkle Zeiten und in einer solchen dunklen Zeit werden die Geschwister Scholl tätig. Ihren Mut müssen Sophie und Hans Scholl mit ihrem Leben bezahlen, ihre Geschichte ist jedoch unvergessen – auch heute wird sie noch erzählt und gelesen. Auch Gandhi hat positive Spuren im Leben der Menschen hinterlassen.
Insofern kann ich – positiv – zusammenfassen: ja, es gibt immer wieder dunkle Zeiten, aber es gibt auch immer wieder Menschen, die für andere Menschen eintreten und denen es nicht egal ist, wie unsere Welt und unser Leben aussehen. Ein gutes Fazit für den 30.01.!

29.01.1866 – Romain Rolland wird geboren

Zu allen Zeiten gibt es Menschen, die sich kritisch mit dem Thema „Krieg“ auseinandersetzen. Romain Rolland, der am 29.01.1866 geboren wurde, gehört zu diesen Menschen.

Als unbekannter Student schreibt er 1887 einen Brief an den „großen Schriftsteller“ Tolstoi – und Tolstoi antwortet ihm. Es ist eine Antwort, die in vielerlei Hinsicht bedeutend ist – sowohl der Inhalt (Liebe zur Menschheit) als auch die Haltung (Antwort an einen Unbekannten) beeindrucken und beeinflussen Rolland.

Als der erste Weltkrieg ausbricht befindet Rolland sich in der Schweiz und er beschließt, dort zu bleiben. Aus der Schweiz heraus kritisiert er mit Artikeln die Kriegspolitik Frankreichs und Deutschlands, schon vor dem ersten Weltkrieg hat er mit „Jean Christophe“ ein Werk veröffentlicht, das die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ in Frage stellt. Begeistert werden seine kritischen Anmerkungen in Frankreich und Deutschland nicht aufgenommen (soweit man sie überhaupt wahrnimmt), aber letztlich verleiht man ihm für das Jahr 1915 den Nobelpreis für Literatur.

Warum mir dies wichtig ist? Rolland ist für seine Meinung eingetreten. Er hat mit seinen Werken und Artikeln die Menschen sicherlich verstört, aber ganz bestimmt hat er auch bei manchen Menschen Gedanken in Bewegung gebracht. Und viele seiner Worte sind auch heute noch richtig.

28.01.1573 – der Vorhang öffnet sich für die Religionsfreiheit

Ja, es stimmt – am 28.01.1573 wurde in Polen – als „Folge“ der Bartholomäusnacht – tatsächlich die Religionsfreiheit eingeführt. Das Dokument, das diesen Passus enthält, wurde 2003 sogar von der Unesco in das Weltkulturerbe aufgenommen.

Erstaunlich – nämlich erstaunlich wichtig – ist aber auch die Folge dieser Entscheidung: diese Freiheit war für viele attraktiv und trug zur Entwicklung von Wissenschaft, Kunst und Buchdruck bei.

Eine mutige und weitblickende Entscheidung in der damaligen Zeit, die von anderen Staaten in Europa so nicht übernommen wurde – eine Entscheidung für die Freiheit und für eine positive Entwicklung. Was können wir aus diesem Blickwinkel für unsere Fragen lernen?

Grundrechtsgedanken …..

Es ist eine merkwürdige Zeit, in der wir gerade leben – aber vermutlich haben Menschen zu allen Zeiten ihre eigene Zeit als merkwürdig betrachtet.

Wir haben in Deutschland und Europa viele Jahre des Friedens verbracht – aber das Thema Krieg ist mit dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine „näher“ gerückt. Wir erinnern uns – in Museen, Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen – an die Schrecken der beiden Weltkriege und doch bin ich nicht sicher, ob wir heute wirklich klüger handeln. Wir haben ein Grundgesetz und eine europäische Menschenrechtscharta, aber haben diese Rechte wirklich noch den Wert, den sie vor 10 oder 20 Jahren hatten? Können wir uns heute wirklich noch auf unsere Grundrechte – insbesondere auf Meinungsfreiheit und informationelle Selbstbestimmung – berufen?

Das sind Fragen, die mich in den letzten anderthalb Jahren immer wieder beschäftigt haben. Hier möchte ich über diese Fragen nachdenken – und dabei auch ein paar historische „Funde“ einbeziehen.

24. Dezember – Utopia

„Marley war tot“ – so beginnt meine Lieblingsweihnachtsgeschichte, das Weihnachtslied von Charles Dickens, das ich alljährlich lese. Drei Geister besuchen seinen Kompagnon Scrooge in der Weihnachtsnacht – der Geist der vergangenen Weihnachten, der Geist des gegenwärtigen Weihnachtsfestes und der Geist der zukünftigen Weihnachten. Ja, und da frage ich mich, was die Geister uns wohl zeigen würden, wenn sie in dieser Nacht zu uns kämen. Würden sie uns ähnlich erschrecken wie Scrooge? Wer wäre unser „Tiny Tim“ oder unser „Bob Cratchit“? Wie sehen unsere künftigen Weihnachten aus, wenn wir einfach weiter machen?

Und bei diesem Gedanken kommt mir das Büchlein „Utopia“ von Thomas Morus in den Sinn. Wie können wir in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren unsere Gesellschaft so gestalten, daß wir auch zukünftig guten Gewissens fröhlich und unbeschwert Weihnachten feiern können? Eine schwierige Frage, wenn ich an manche Entwicklungen und Ereignisse dieses Jahres denke – aber gerade deshalb eine wichtige und notwendige Frage. Wie könnte unser Utopia aussehen? Was wäre unser Traum einer Gesellschaft?

Mit dieser Frage möchte ich den Adventskalender 2014 beschließen und uns allen ein friedliches und fröhliches Weihnachtsfest wünschen!

23. Dezember – A Farewell to Arms

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ wird es morgen wieder heißen. Ein „frommer Wunsch“ – direkt aus dem Lukasevangelium aber auch ein Wunsch, der Menschen zu allen Zeiten immer wieder bewegt und eint. Und immer wieder gibt es Autoren, die das Kriegsgeschehen und das damit verbundene Leid anschaulich schildern.

Ernest Hemingway gehört zu diesen Autoren. 1918 zog er als Freiwilliger im Rettungsdienst in Italien an die Front. Er wurde verwundet, ausgezeichnet und schrieb danach das bewegende Buch „A Farewell to Arms“ (deutschsprachig „In einem anderen Land„). Selten habe ich in einem Buch die Sinnlosigkeit von Krieg so deutlich „erlebt“ wie in diesem Buch. Es sind die Schilderungen von der Front, die vielen menschlichen Verluste und Verletzungen, bloß um einen Berg (oder einen Teil davon) zu erobern oder zurückzuerobern. Es klingt nach einem ewigen Hin-und-Her – zumindest für die, die überleben. Vom Gefühl des Abenteuers, mit dem „damals“ viele in den Krieg zogen (so wohl auch der junge Hemingway) bleibt schnell nichts mehr übrig und deswegen ist es vielleicht „gut“, dieses Buch zu lesen!

22. Dezember – Das Leben Montaignes

Es ist mein Lieblingsbuch des Jahres 2014 – das Buch „Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten“ von Sarah Blakewell. „Wie soll ich leben“ lautet die Frage und anhand von Leben und Werk Montaignes gibt Blakewell dazu 20 Antworten, die jeweils unterschiedliche Aspekte von Montaigne, seinem Leben und seinem Werk in den Vordergrund stellen. Eine Leseprobe gefällig?

Kurz nach dem Lesen dieses Buches habe ich mir die Gesamtausgabe der Essais bestellt, den ersten Band habe ich bereits gelesen, die anderen beiden Bände warten schon ungeduldig, wann sie endlich an die Reihe kommen …..

Sowohl die Essais als auch das Buch von Blakewell haben mich in diesem Jahr sehr bewegt. In der Persönlichkeit und im Werk von Montaigne finde ich viel, das überraschend modern und aktuell ist. Nicht ohne Grund sagt Blakewell an einer Stelle im Buch, daß Montaigne ein Blogger ohne Blog ist. Seine Essais sind die gedanklichen Vorläufer der heutigen Blogbeiträge. Er schildert eben nicht nur, was ihm äußerlich passiert, wer ihn besucht, wer ihm schreibt – sondern gerade die Schilderung des „Innen“, seiner Selbstzweifel, seiner Traurigkeit über manche Entwicklung aber auch sein humorvoll ironischer Umgang mit manchen Themen, schaffen eine Verbindung über die Jahrhunderte hinweg. Und Katzen kommen übrigens auch vor ….

Montaigne schildert in seinen Essais immer nur, was er selber macht, wie er selber mit bestimmten Situationen oder Fragen umgeht. Stefan Zweig hat diese Schilderungen in einer Art Tabelle zusammengefaßt – im siebten Kapital seines Essais über Montaigne. Montaigne selbst hätte das „so“ sicher nicht formuliert, aber der Gedanke sich von von Gewohnheiten, von Eitelkeit und Stolz und von Fanatismus (unter anderem) zu befreien, gewinnt gerade heute an Bedeutung. Montaigne kann mit seinem Leben und seinem Werk insofern ein Vorbild sein, auch wenn er sich selbst nicht als Vorbild gesehen hat. Vielleicht ist er gerade deshalb so modern und so bewegend!

21. Dezember – Anleitung zum Müßiggang

Bücher, die mich in diesem Jahr bewegt haben, habe ich Ende November versprochen. Vielleicht sollte ich gerade deshalb auch ein Buch aufführen, daß die „Nichtbewegung“ beziehungsweise den Müßiggang in den Vordergrund stellt. Nicht, daß ich selber wirklich eine „Anleitung zum Müßiggang“ brauchen würde, aber Tom Hodgkinson schildert in 24 Kapiteln, was man mit einem Tag auch anfangen kann, wenn man sich nur der Muße hingibt.

Themen wie Bummeln, Mittagessen und Slowfood, Teezeit und Flanieren gehören als Beispiele genauso dazu wie Nichtstun, Party und Meditation. 24 Stunden auf diese Art und Weise verbringen? Vermutlich nein, aber jede Stunde des Tages bietet nicht nur Arbeit sondern auch Chance zur Ruhe, zum Nachdenken und Genießen. Es ist vielleicht gerade vor den Feiertagen (und freien Tagen) wichtig, sich diese Muße und dieses Genießen auch wirklich zu gönnen und sich bewußt dafür zu entscheiden. Genügend Anregungen findet man auf jeden Fall in der „Anleitung“ von Tom Hodgkinson – mit vielen literarischen, philosphischen aber auch historischen Gedanken versehen.

Und mit etwas mehr Muße, Ruhe und Lebensgenuß wird vielleicht auch der Start in das neue Jahr einfacher und genußvoller ….